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Der Westen in Not

Planetarische Politik und globale Kulturkämpfe im Zeitalter des Neokulturalismus

erschienen in: Krisis 20

“Die teuerste Ware auf dem Weltmarkt ist nicht Gold oder Diamant, sondern Kultur.” — Obi Egbuna, 1970

Ingolf Ahlers

Die Ausgangslage

Im Sommer 1993 veröffentlichte der Politikwissenschaftler und Harvard-Professor Samuel P. Huntington in der einflußreichen, für das Globale und Internationale zuständigen Zeitschrift “Foreign Affairs” einen Essay mit dem provozierenden Titel “The Clash of Civilizations”(1 [1]) in dem er mit Hilfe seines Zivilisations-Paradigmas die erstaunliche These aufstellt, daß die “Schlacht- bzw. Kampflinien”, welche die Politik im 21. Jahrhundert charakterisieren, von kulturellen Globalgefechten bestimmt sein werden. Huntingtons ‘neues’ Zivilisations-Paradigma beruht auf einem kulturgeographischen und -zyklischen Zivilisationsmodell, welches Kultur und Zivilisation mehr oder minder als identisch ansieht und Kultur machtbegrifflich faßt.

Huntington identifiziert acht Zivilisationen: “These include Western, Cofucian, Japanese, Islamic, Hindu, Slavic-Orthodox, Latin American and possible African civilizations.”(2 [2])

Huntington treibt die große Sorge um, daß “der Westen in der Folge in vieler Hinsicht nur noch zweitklassig ist. Wer über die Geschichte von Zivilisationen liest, wird feststellen, daß dies ein Zeichen des Niedergangs ist.”(3 [3]) Im November/Dezember 1993 erschien von ihm in “Foreign Affairs” als erste Antwort auf die Kritik und die Zustimmung(4 [4]), welche CoC zuteil wurde, sein Kurzartikel “If not civilizations, what?”.(5 [5])

Im theoretischen Gefüge des politischen Neo-Kulturalismus vom “Krieg der Zivilisationen”(6 [6]) kommt gerade diese kurzen Artikel eine Schlüsselrolle zu: Erstens läßt Huntington in diesem Text die begriffliche Katze aus dem Sack, indem er sein “normatives Rezept” verschreibt, welches sich für ihn jedoch ‘logisch’ aus den Analysen nichtwestlicher Realitäten ergibt:(7 [7]) “Culture is to die for. (…) What ultimately counts for people is not political ideology or economic interest. Faith and family, blood and belief, are what people identify, and what they will fight and die for.”(8 [8])

Vor dem Hintergrund dieser archaisierenden Konstruktion und (sakra-)mentalen Interpretation ist es Huntington ein leichtes, zu beklagen, daß die “westlichen Ideen des Individualismus, des Liberalismus, des Konstitutionalismus, der Menschenrechte, Gleichheit, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Handelsfreiheit oder der Trennung von Kirche und Staat … oft nur wenig Widerhall in nichtwestlichen Kulturen (finden).”(9 [9])

10 [10])

Zweitens muß an dieser Stelle erwähnt werden, auf welchen historischen und gesellschaftlichen Prämissen Huntingtons Zivilisations-Paradigma beruht bzw. welche Erfahrungen es sind, die ihn zu einer solchen Theoriekonzeption verleitet haben.

11 [11]), denn die Prozesse der Migration und Marginalisierung beschleunigen das ethnokulturelle “disuniting” der Vereinigten Staaten und verschärfen den us-internen Kampf der Kulturen: “Both the demands for special group rights and multiculturalism encourage a clash of civilization within the United States and encourage what Arthur M. Schlesinger, Jr., terms “the disuniting of America. The United States is becoming increasingly diverse ethnically and racially.”(12 [12])

13 [13])

Welche Gründe auch immer für diese Nichtberücksichtigung ausschlaggebend gewesen sein mögen, festzuhalten bleibt, daß im If not-Artikel die extreme Selbstbezogenheit und der us-zentrierte Autismus des Zivilisations-Paradigmas sich in einer geradezu klassischen Weise manifestiert. Dem Erfolg von CoC stand das nicht im Wege: Kein Thema hat in den letzten vierzig Jahren in “Foreign Affairs” soviel Aufsehen erregt und Beifall und Anklang gefunden wie CoC. Die Originalität des Ansatzes kann schwerlich der Grund dafür gewesen sein.

14 [14])

15 [15])

16 [16]) In einer fulminanten Werbekampagne stellt der deutsche Verlag KdK als die “Kultur-Knall-Theorie” vor. Machen wir spaßeshalber aus Kultur-Knall-Theorie eine neomoderne Kult-Urknall-Theorie, so kommen wir der Sache und dem Zeitgeist identitätspolitisch näher: Der Westen ist in tiefer (Erklärungs-)Not und KdK schafft anscheinend Abhilfe und bietet neue Stützbalken für die okzidentalen Orientierungen. Während der CoC von Lewis 1990 sang- und klanglos unterging im Rausch des Sieges über das kommunistische ‘Reich des Bösen’, war dieses westliche Hochgefühl 1993 schon vollkommen verflogen. In den Worten von Huntington selbst: “Mal von seiner Brillanz abgesehen, erschien der Artikel 1993 genau zur rechten Zeit, um Aufmerksamkeit zu erregen. Nach 1989 hatte es drei Jahre lang eine Art Euphorie gegeben. Einige hatten schon das Ende der Geschichte herbeigeschrieben.”(17 [17])

Die Gezeiten des Paradigmen-Wettlaufs nach 1989: Realismus und Neokulturalismus

Das mit dem Kollaps des sowjetischen Imperiums verbundene Ende des Kalten Krieges hinterließ in der westlichen Theoriebildung der Internationalen Beziehungen ein lärmendes Konfusions-Getöse (“a bloomin’ buzzin’ confusion”).(18 [18]) Unter den Bedingungen dieses allgemeinen theoretischen Wirrwarrs schien alles möglich, sogar das Ende aller Geschichte und aller Ideologien. Diesen neomodernen Mythosbildungen hat CoC zweifellos ein Ende gesetzt. Fukuyama wollte sein metaphysisches Endzeit-Paradigma explizit als Ersatz für das Cold War Paradigma verstanden wissen: “Wenn wir heute (also nach dem Ende des Kalten Krieges, I.A.) an einem Punkt angelangt sind, wo wir uns keine Welt vorstellen können, die sich wesentlich von der unseren unterscheidet, wo anscheinend keine grundsätzliche Verbesserung gegenüber unserer derzeitigen Ordnung mehr denkbar ist, dann müssen wir auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß die Geschichte an ihrem Ende angelangt ist.”(19 [19]) In Fukuyamas Variante us-amerikanischer theoriepolitischer Heilslehren wurde Globalpolitik ausschließlich mit der Brille des Ost-West-Gegensatzes betrachtet, der übrige ‘Rest’ der Welt spielte dabei keine Rolle; genausowenig wie dessen Verelendung unter den Bedingungen der Herausbildung eines brutalen Globalitarismus(20 [20]). Was für Fukuyama zählte, war der angebliche Triumph der liberalen kapitalistischen Demokratie, die konkurrenzlos dastand. Ihr Sieg hatte den Weg frei gemacht für einen harmonischen globalen Endzustand, recht eigentlich zu einer endgültigen Vollkommenheit der Welt geführt. Allerdings legte er in gewisser Weise Wert auf die feinen globalen Unterschiede. Denn nur die reichen Zonen des Westens gehören dem “posthistorischen Teil” des Erdballs an, während die marginalisierten Zonen denjenigen Teil bilden, “der noch immer in den Lauf der Geschichte eingebunden ist.”(21 [21]) Doch die imaginierte Verabschiedung des Westens aus der Geschichte erwies sich durch das Wiederaufleben von ethnischen und/oder religiösen Identitätsbildungen und deren nicht erwartetet Geschichtsmächtigkeit als die Große Illusion, denn “das Krisenbewußtsein war stärker als das Endzeitbewußtsein.”(22 [22])

Schnell ging die kurze Zeit der Euphorie zu Ende und nun galt es aufs neue das leere theoretische Terrain mit Deutungsmacht zu füllen. Immerhin sollte ja das Endzeit-Paradigma(23 [23]) als metaphysische Vollendung von Geschichte, welches unter dem Primat einer politisch-ideologischen Heilslehre stand und den Namen postmoderne Globalität erhielt, das vom Primat des Makro-Ökonomischen durchherrschte Globalisierungs-Paradigma ideologisch abzustützen. Mit dem Ende der metaphysischen Träumereien von einer Vollendbarkeit der Geschichte à la Fukuyama(24 [24]) nahte die Stunde des (Neo-)Realismus, denn jetzt ging es wieder um pragmatische Krisen- und Problembewältigungen.

Der Realismus in der us-amerikanischen Lehre von den Internationalen Beziehungen manifestiert sich in jener ‘Denkschule’, deren gesamte Theoriebildung um (nationale) Sicherheit und Macht kreist: Für diese Theorieschule ist Politik die Technik des Machterwerbs, der Machterhaltung sowie der Machtdemonstration und der Machteinsetzung. In den Anschauungsformen des Realismus ist das Internationale System nichts anderes als ein anarchisches Konglomerat aus egoistischen Nationalstaaten, deren politisches Verhalten sich an der Interessen-‘Logik’ von Besitz und Erfolg ausrichtet. In den dreißiger Jahren entstanden, lieferte der Realismus im Kalten-Kriegs-Spiel um Theorie, Politik und Ideologie all die Legitimationen, deren die us-amerikanischen Interessenpolitik im Kampf gegen das kommunistische ‘Reich des Bösen’ bedurfte.

25 [25])

Dementsprechend geht es in Huntingtons neokulturalistischer ‘Tatsachenwissenschaft’ vor allem um “the defence of American power as a bulwark of the maintenance of order.”(26 [26]) Neorealismus in der Theorie der Internationalen Beziehungen beruht auf einer perspektivischen Segmentierung der Weltrealität, um so die Rationalisierung und Legitimierung us-amerikanischer Machtinteressen auf festen ideologischen Boden zu stellen.

27 [27]) und das von den “sechs Großmächten” vom Metternich des 20. Jahrhunderts, Henry Kissinger.(28 [28])

Beide Paradigmen zeigen die weiterhin existierende Dominanz des Realismus in der Theoriebildung und dessen einflußreiche Rolle in der us-amerikanischen Politikberatung auf den Gebieten des Internationalen und Globalen. Denn der eine, Brzenski, war Sicherheitsberater unter Präsident Carter, der andere, Kissinger, US-Außenminister unter Präsident Nixon. Ihre Aufteilung in Großregionen ist nahezu identisch. Brzenski zählt folgende auf: Nordamerika; Europa; Ostasien; Südasien; “ein unförmiger ‘muslimischer’ Halbmond”, der sich von Nordafrika, den Mittleren Osten und den Persischen Golf sowie über Iran und Pakistan und Zentralasien bis an die chinesische Grenze hinzieht; und zu guter letzt “eventuell eine eurasische Staatengruppe”, welche Brzenski zufolge geopolitisch ein “schwarzes Loch” ist und sich mit dem mißgestalteten Halbmond überlappt.(29 [29])

30 [30])

Über das gleichsam naturalisierte Reflexionsniveau des geopolitischen Realismus gibt uns folgendes Zitat von Brzenski Auskunft: “Da die Natur (!) kein Vakuum duldet, ist schon jetzt offensichtlich, daß äußere Mächte, besonders die benachbarten islamischen Staaten, versuchen werden, das geopolitische Vakuum zu füllen, das durch den Zusammenbruch der russischen Herrschaft in Zentralasien entstanden ist. (…) Somit drängt der Islam nach Norden, was eine Umkehrung der geopolitischen Entwicklung der letzten beiden Jahrhunderte bedeutet.”(31 [31])

Wir sehen, die imaginäre Geographie des instabilen Rechtecks der Gewalt stellt das Grundgesetz des Realismus in Frage, nämlich Gleichgewicht und hegemoniale Stabilität. Aber vor allen Dingen können wir jetzt verstehen, warum die Kolonialpolitik des russischen Imperialismus gegenüber den ‘kleinen’ Völkern – Moldawien, Georgien, Tschetschenien – von der US-Administration klaglos hingenommen wird, denn das sind geopolitische ‘Peanuts’ im Vergleich zu den Ereignissen in Zentralasien, und für deren Kontrolle bedarf es einer Allianz mit Rußland.

32 [32]) Damit nun Amerika seiner Aufgabe gerecht wird “zum dritten Mal in diesem Jahrhundert…, eine neue Weltordnung zu schaffen”, muß es gezielt und selektiv vorgehen, denn: “Wahllose Einmischungen in alle ethnischen Unruhen und Bügerkriege der Welt nach dem Kalten Krieg würden die amerikanischen Kreuzritter schnell ihrer Kräfte berauben.”(33 [33]) Um der chinesischen und islamischen Bedrohung wirkungsvoll entgegenzutreten, rät Kissinger, “Rußlands traditionelle Wildheit (demokratisch) zu zähmen”(34), [34] aber in erster Linie bedarf ‘Amerika’ bei der Bewältigung der Konflikte (west-)europäischer Unterstützung.(35 [35])

Im Gegensatz zu allen geoökonomischen Modellen vom hereinbrechenden pazifischen Zeitalter setzen sowohl Kissinger wie auch Huntington auf die politische “Zukunft der atlantischen Beziehungen”, die für die USA lebenswichtig sind zur “Bewältigung der vorhersehbaren Entwicklungen des einundzwanzigsten Jahrhunderts”(36 [36]) bzw. auf eine “atlantikorientierte Politik der engen Zusammenarbeit mit ihren europäischen Partnern…, um die Interessen und Werte der einzigartigen, ihnen gemeinsamen Kultur zu schützen und zu fördern.”(37 [37])

Wir erkennen, wie groß die Nöte unserer realistischen Rechtsintellektuellen sind, aber diese treten deswegen nicht als Bittsteller auf, sondern eher als düstere Propheten, denn: “Wenn die USA entwestlicht werden, reduziert sich der Westen auf Europa und ein paar geringbevölkerte europäische Siedlungsgebiete in Übersee. Ohne die USA wird der Westen zu einem winzigen, weiter schrumpfenden Teil der Weltbevölkerung auf einer kleinen, unwichtigen Halbinsel am Rande der eurasischen Landmasse.”(38 [38])

Ziehen wir trotz gewisser Wiederholungen wegen der politischen Bedeutung der (neo-) realistischen Theorieschule ein zusammenfassendes Zwischenresumee über das wissenschaftliche Selbstverständnis und über die Organisationsstrukturen der rechtsintellektuellen Forschergemeinschaften in den USA: Huntington, Brzenski und Kissinger gehören jenem rechtsintellektuellen, mit der Macht verfilzten Milieu politikwissenschaftlicher Beratereliten an, welche Wissenschaft vor allem als Dienstleistung betrachtet zwecks theoretischer Legitimierung us-amerikanischer Machtinteressen. Pragmatismus, Nützlichkeit und Verwertbarkeit kennzeichnen diese Art realistischer Krisenbewältigungswissenschaft, deren gesamte Überzeugungs-, Wahrnehmungs- und Deutungsmuster geradezu beherrscht werden von der Denkfigur des Anarchischen auf den Gebieten des Weltweiten und Internationalen.

39 [39])

40 [40])

41 [41])-Zentrismus, dessen zentrale Botschaft an den ‘Rest der Welt’ da lautet: “Es gibt Augenblicke, in denen Amerika und ausschließlich Amerika den Unterschied zwischen Krieg und Frieden machen darf, zwischen Freiheit und Repression, zwischen Hoffnung und Angst.”(42 [42])

43 [43])

44 [43])

45 [44])

46 [45]) Mit einem Satz: Im hegemonialen Diskurs der realistischen Theoriebildung manifestiert sich die permanente “Verwechslung von Realität und Kaltschnäuzigkeit.” (Hannah Arendt)

Ob Paradigmen etwas taugen, erweist sich immer erst im nachhinein, nämlich dann, wenn sie auf dem Markt der Theorien – buchstäblich in der Doppeldeutigkeit des Wortes – erscheinen. Auf dem Theoriemarkt stehen die Paradigmen als Waren in Konkurrenz zueinander und ihr Erfolg – sprich Absetzbarkeit – ist abhängig von den ‘normalen’ Marktgesetzen des Angebots und der Nachfrage. Der Erfolg von CoC, den Huntington stolz mit der Metapher “spreading like wildfire” beschreibt, beruht auf dem spezifischen identitätspolitischen Gebrauchswert. Das macht seinen Vorsprung gegenüber den konventionellen Deutungsmustern des Realismus eines Brzenski und Kissinger aus. CoC liefert in den gegenwärtigen Krisenzeiten eines lärmenden Konfusionsgetöses jenes auf Selektion und Reduktion beruhende deutungsüberlegene Theoriegut an, das die massive Sinnachfrage im Westen mit einem entsprechenden Sinnangebot befriedigt.

47 [46])

48 [47])

Gleichwohl sind die theoretischen Affinitäten zwischen den drei Paradigmen unübersehbar. Das ist so erstaunlich nicht, wenn man bedenkt, daß in den rechtsintellektuellen Denkfabriken des Neorealismus erstens wissenschaftliche Vetternwirtschaft sowie zweitens theoretische Monokultur betrieben wird, welche drittens in der okzidentalen Tradition intellektuellen Konquistadorentums steht. Intellektuelles Konquistadorentum heißt (für mich), daß die Instrumentalisierung von Weltbetrachtung für die Weltbemächtigung nicht voneinander getrennt werden. Vielmehr erfolgt die gedanken’logische’ Aneignung der Realität bzw. die Wahrnehmung derselben nach dem Verfahren der Perzeption, bei dem Wahrnehmung und Inbesitznahme verschmelzen.

Die Gemeinsamkeiten von Geopolitik und Geokultur

Wie nahe sich geopolitische und geokulturelle Anschauungsformen stehen, zeigt sich schon an ihrer gemeinsamen Entstehungsgeschichte. Geopolitik und Geokultur sind Modellerfindungen der Frühmoderne. Sie beruhen auf der imaginierten Idee einer Einheit der westeuropäischen Kultur (sprich: christliches Abendland). Das geopolitische und kulturgeographische Rüstzeug wurde bei der ‘Okzidentalisierung der Welt’ mittransportiert und leistete gute Dienste bei der Einteilung des ‘Restes der Welt’ in Großregionen entsprechend des westeuropäischen Modells. Diese Aufteilung nach Maßgabe des okzidentalen Blicks diente der Distanzierung gegenüber einem Nichtwesten, der einerseits in Form einer “pauschal zusammenfassenden Etikettierung”(49 [48]) nivelliert und angeeignet und dem andererseits zugleich die eigenkulturelle Hegemonialidentität des Abendlandes demonstriert wurde.

50 [49])

51 [50]) Diese Einordnung orientiert sich genauso an den Ausführungen von Caroll Quigleys Analyse aus dem Jahre 1961 über die Evolution von Zivilisationen wie seine Übernahme ihrer ‘Sieben-Stadienlehre’: “Vermischung, Reifung, Expansion, Zeitalter des Konflikts, Weltreich, Niedergang, Invasion.”(52 [51]) Im Grunde genommen beruht Huntingtons Zivilisations-Paradigma mehr oder minder auf den zivilisationszyklischen, in der Tradition eines Toynbee stehenden Betrachtungen von Quigley, trotz der beeindruckenden Liste anderer Literatur zum Thema.(53 [52])

54 [53]) einen kleinen Exkurs wert: Wie für Spengler ist auch für Huntington Menschheitsgeschichte mehr oder minder Kulturgeschichte. Huntington betont diesen Gleichklang, indem er seine umfangreiche Anmerkung zur kultur- und zivilisationstheoretischen Literatur mit Spenglers Definition von Weltgeschichte beginnt: “Weltgeschichte ist die Geschichte der großen Kulturen.”(55 [54]) Er teilt damit in gewisser Weise die Bewunderung, welche schon Toynbee für das kulturmorphologische und organische Geschichtsdenken von Spengler empfand: “Als ich jene Seiten (Der Untergang des Abendlandes, I.A.) las, aus denen gleichsam ein Feuerwerk überraschender geschichtlicher Einsichten in Fülle aufleuchtete, hatte ich zunächst den Eindruck, daß Spengler meine ganze Untersuchung bereits vorweg genommen hatte…”(56 [55])

57 [56]) Dabei erweist sich vor allem “das sogenannte Dekadenzproblem, also das wohl folgenreichste Forschungsfeld des abendländischen Geschichtsdenkens”(58 [57]) als das Leitmotiv des kulturbiologischen Geschichtspessimismus im abendländisch-westlichen Denken: Die Dekadenzthese bildet den “geschichtsphilosophischen Katechismus” des Abendlandes, welcher von “römischen Schriftstellern noch zur Blütezeit des Imperiums formuliert worden”(59 [58]) ist.

Es läßt sich konstatieren, daß für das geschichtsphilosophische Dekadenzbewußtsein des Okzidents die Vernichtung der Antike die fundamentale Untergangserzählung bildet, was Schneider zu der provokativen Fragestellung veranlaßt: “Vielleicht schreibt sich so überhaupt das einzige historische Problem des Abendlandes: Welcher Barbar hat Rom ruiniert?”(60 [59])

61 [60]) die “Altersstufen des einzelnen Menschen. Jede hat ihre Kindheit, ihre Jugend, ihre Männlichkeit und ihr Greisentum.”(62 [61]) Die Zeitalter der Dekadenz, also die des Verfalls, der Schwäche und Kraftlosigkeit oder gar der Entartung bilden die des Greisentums einer Kultur. Bedauernd und klagend gesteht sich Spengler ein: “Wir können es nicht ändern, daß wir als Menschen des beginnenden Winters der vollen Zivilisation und nicht auf der Sonnenhöhe einer reifen Kultur zur Zeit des Phidias oder Mozart geboren sind.”(63 [62])

64 [63]) bezeichnen, welche mit ihrer “besonders stark ausgeprägten “Reinheits-Besessenheit” in der Tradition des “Aufstiegs des germanischen Rassismus im Lauf des neunzehnten Jahrhunderts”(65 [64]) steht. Herrisch und selbstherrlich – Spengler nannte das seinen “Imperatorenstil”(66 [65]) – verkündet er seine rassenbiologische Mytho-Poetik: “Da ist etwas Großes und Einziges innerhalb der organischen Welt. Es(67 [66]) ist der einzige Punkt, wo der Mensch sich über die Mächte der Natur erhebt und selbst Schöpfer wird. Noch als Rasse ist er Schöpfung der Natur; da wird er gezüchtet; als Stand aber züchtet er sich selbst, ganz wie die edlen Tier- und Pflanzenrassen, mit denen er sich umgeben hat; und eben das ist im höchsten und letzten Sinne Kultur. Kultur und Klasse sind Wechselbegriffe; sie entstehen als Einheit, sie vergehen als Einheit. Die Züchtung erlesener Wein-, Obst- und Blumenarten, die Züchtung von Pferden reinen Blutes ist Kultur, und in genau demselben Sinne entsteht erlesene menschliche Kultur als Ausdruck eines Daseins, das sich selbst in große Form gebracht hat. Aber eben deshalb gibt es in jeder Kultur ein starkes Gefühl dafür, ob jemand dazu gehört oder nicht.”(68 [67])

69 [68]) mit metaphysischen Weihen: “Rasse ist etwas Kosmisches und Seelenhaftes. Irgendwie ist sie periodisch und in ihrem Innern von den großen astronomischen Verhältnissen mitbedingt.”(70 [69]) In Spenglers Kulturbegriff, der gegen den angelsächsischen Zivilisationsbegriff gerichtet ist, werden die kulturbiologischen Determinanten mit religiösen: “Das Wesen aller Kultur ist Religion”(71 [70]) und ethnonationalen: “Kultur ist das Dasein von Nationen in staatlicher Form”(72 [71]) verschmolzen.

73 [72]) Und Gobineau “ist tatsächlich der große Herold des biologisch gefärbten Rassismus, dessen Regressivität unterschwellig von dem Wunsch bestimmt zu sein scheint, die Menschheitsgeschichte zum Ausgangspunkt zurückzuführen.”(74 [73])

75 [74])

76 [75])

77 [76])

78 [77]), weil dem Westen seine Fähigkeit und seine Bereitschaft zur Selbstverteidigung abhanden gekommen ist. Der Zustand der westlichen Zivilisation nähert sich allmählich einem Punkt zwischen Stadium sechs (Niedergang) und Stadium sieben (Invasion), denn nun ist der Westen – wiederum mit Quigley – “weit offen für ‘barbarische Eindringlinge’, die aus anderen, jüngeren, kraftvolleren Zivilisationen kommen.”(79 [78])

80 [79]) Die insbesondere diesen beiden Zivilisationen zugeschriebenen Eigenschaften der Gewaltförmigkeit, der Kriegslust und des Expansionismus verdichten sich in einer Blut-und-Boden-Ideologie, die wiederum auf die Affinitäten zum Geopolitischen hinweist. Geopolitik und Geokultur basieren insofern auf organischen Vorstellungen, als sie von einem fortschreitenden und sich wechselseitig bedingendem Verschmelzen des Politischen bzw. des Kulturellen mit dem Räumlichen ausgehen. Die Sichtweise des Raumorganismus tritt an die Stelle des nur (politik- bzw. kultur-) geographischen Organismus:

81 [80])

82 [81])

83 [82]) Konstitutiv für realistische Anschauungsformen ist die Bestimmung Amerikas als “Leitstern und als Kreuzritter.”(84 [83])

85 [84])

86 [85]) ist grundlegend für die Identitätsbildungen des weißen Nationalismus der schweigenden Mehrheit in den USA.

87 [86]) Und das Gefährliche an der islamischen Zivilisation ist gerade das Fehlen eines anerkannten Kernstaates, wodurch das Problem “eine intrakulturelle Ordnung zu stiften bzw. eine interkulturelle Ordnung auszuhandeln, viel schwieriger”(88 [87]) wird. Wiederum geht es um Macht und Kontrolle, diesmal vor allem gegenüber “kulturell andersartigen Nachbarvölkern, welche die Kernstaaten aus Sicherheitsgründen zu dominieren wünschen.”(89 [88]) Bei dieser Aussage scheint das asymmetrische Machtverhältnis USA versus Mittel- und Südamerika Pate gestanden zu haben. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, daß auch in CoC vieles beim alten geblieben ist, denn im Kampf um eine neue Weltordnung geht es weiterhin um Machtpolitik und nationale Rivalitäten, welche angereichert worden sind um ethnische und/oder religiöse Spannungen.

So sieht denn auch Brzenski seine geopolitischen Betrachtungen mehr oder minder als Ergänzung zu Huntingtons KdK. “Die Diskussion auf den vorhergehenden Seiten dieses Buches über das ‘Rechteck der Gewalt’ behandelt eigentlich den geographischen Strudel von Huntingtons aufeinanderprallenden Zivilisationen.”(90 [89])

Globale Stammespolitik: Die Soziobiologisierung des kolonialen Diskurses

Die Analysen der realistischen Theorieschule und auch des neokulturalistischen Zivilisationsmodells sind in ihrer Eigenart als Krisenbewältigungswissenschaft auf das Leitmotiv der Kontrollkompetenz fixiert, wobei ein Korrespondenzverhältnis zwischen Außen- und Binnenkontrolle existiert: “Yet, because realism has previously definded non-order as inherently dangereous to survival, the drive for state security compels the attempt to impose order on the international realm. In a sense, the international must seem both political (a space in need of hierarchical control) and apolitical (a space beyond hierarchical control). This dichotomy leads to the double strategy of realism as (1) the attempt to impose order on the international through ‘reasoned foreign policy’ and power, while (2) retreating into the normative value of the state, and its circular normative justification of domestic order and state survival.”(91 [90])

92 [91]) Nun sind aber diese (Huntingtons) normative Theoriestücke in einer Weise mit eigenkultureller Sinnhaftigkeit durchtränkt, welche diese als nicht hinterfragbar erscheinen lassen. Die eigenkulturelle Überdeterminiertheit zeigt sich im vorherrschaftszentrierten Politikverständnis eines Huntington. Ein weiteres Kennzeichen normativer Theorien ist das Denken in binären Oppositionen: Huntingtons konstruierte, zivilisatorische Wertedichotomie zwischen Familie, Blut und Glauben auf der einen, der nichtwestlichen Seite und Markt, Individualismus und Freiheit auf der anderen, der westlichen Seite wird zu einer unaufhebbaren und rigorosen Bedeutungsunterscheidung. Denn immerhin wird mit dieser erfundenen Bedeutungsunterscheidung der vorgebliche zivilisatorische Abgrund zwischen dem an das Biologische und Religiöse gebundene nichtwestliche Wertesystem und dem an Humanismus und politische Vernunft gebundene westliche Wertesystem ‘erklärt’. Letztendlich erfindet Huntington mit Hilfe seines dichotomischen Weltbildes zwei Realitäten, und zwar die eigenkulturelle Realität eines Westens der Moderne und die fiktive, fremdkulturelle Realität eines Nichtwestens der Vor- bzw. Gegenmoderne.(93 [92])

94 [93])

95 [94]) verankert sieht, muß irgendwann beim Stamm landen.(96 [95])

Nun verbindet der normale Abendländer bzw. die normale Abenländerin mit dem Begriff Stamm Bedeutungsinhalte, welche diesen Begriff geradezu prädestinieren für eine wirkungsvolle Inszenierung des dem Westen drohenden Gefahrenpotentials: Wildheit, Todesmut, Blutrache und Unberechenbarkeit sind gängige, mit dem Begriff Stamm verbundene Konnotationen, die sich aus dem reichen Anekdotenschatz europäischer Kolonialmission wie von selbst ergeben.

Die Kombination aus Zivilisationsbewußtsein und Stammesdenken zeigt, daß CoC ein fin de siècle Thema ist, in dem Kalkulation und Emotionen zwecks Revitalisierung westlicher Identität verbunden werden. Zugleich kann mit Hilfe des Stammesbegriffs der bedrohliche Charakter globaler Vergesellschaftungsprozesse hervorgehoben werden.

97 [96]) geprägt. Die Wiederbelebung von (biologischen) Verwandtschafts- und Abstammungsverhältnissen für globale Politikanalysen ist ein weiteres Anzeichen für die sinngeschichtliche Stoßrichtung des zivilisationsparadigmatischen Neokulturalismus. Huntingtons Instrumentalisierung des Stammesbegriffs zwecks Bewertung der weltpolitischen Antagonismen ist von einer unterschwelligen Doppeldeutigkeit gekennzeichnet: Der Nichtwesten ist nämlich nicht nur Feind, sondern wird wegen seiner Stärke und Geschlossenheit als mustergültiges Vorbild bewundert: So stehen dem “Aufstieg der chinesischen Macht” und der “Dynamik des Islam”(98 [97]) im Sinne einer historischen Apokalyptik die inneren Verfalls- und Fäulnisprozesse des Okzidents gegenüber.(99 [98])

100 [99]); um so die Notwendigkeit eines christlich-puritanischen Gegenfundamentalismus zu begründen.

Das dichotomische Weltbild vom Westen gegen den Rest basiert auf den großen Erzählungen des kolonialen Diskurses, bei dem immer unterschlagen wird, daß der ‘Westen’ durch die Okzidentalisierung der Welt nicht nur sich selbst, sondern den anderen gleich miterfand.

101 [100]) wären zu nennen:

  • ein Macht-Wissen-Komplex mit einer Vereinseitigung des Wissens auf einen administrativen Typus von Wissenschaft;
  • Herstellung einer fingierten Identität durch Ausschluß und Abwertung sämtlicher nichtokzidentaler Denk-, Anschauungs-, Glaubens- und Lebensformen;
  • Instrumentalisierung des Fremdkulturellen durch den Vorgang des Archaisierens; d.h. stereotype Zuschreibung und Reproduktion kultureller Wesensattribute;
  • Ausschluß der “keinesweg anachronistischen Begriffe Kolonialismus und Imperialismus”(102 [101]) aus den Analysen und
  • negative Selbstdefinition des Okzidents: “Was angeeignet wird, entspricht dem eigenen Mangel.”(103 [102])

Doch das Bild, welches die konservative Gegenaufklärung von der kolonialen Vergangenheit zeichnet, falls sie dies überhaupt tut, ist ein verklärendes: Man spricht gerne von Kulturkontakt, die Missionierung wird als Emanzipation von dumpfen animistischen Aberglauben (Afrika) oder als Befreiung von barbarischen Opferriten (Mexiko/Peru) verstanden und die Eroberung Nordamerikas mit der Ausrottung der Indianer erscheint als Zivilisierung der Wildnis.

Die gesamte narrative Struktur der kolonialen Ereignisse ist eine fiktive, ist bereits Inszenierung der Ereignisse und nicht nur Deutung im nachhinein.

Kennzeichnend für CoC ist überdies die us-spezifische “puritanische Durchsäuerung” des Zivilisations-Paradigmas: “Wenn man aus dem Exil einer babylonischen Gefangenschaft (in England, I.A.) wirklich heimgekehrt war (nach Nordamerika, I.A.), dann mußte diese Wildnis angenommen und in einen der eigenen Bestimmung würdigen Zustand überführt werden. Diesen Zustand nannten schon die Puritaner Zivilisation. Zivilisation bedeutet neben den festgehaltenen Errungenschaften Europas und besonders Englands (im Rechtwesen, in Kunst und Wissenschaft, soweit sie religiös adaptierbar waren) die besondere Qualität dessen, was die Neue Welt hinzufügte. Und das war neben dem Auftrag, den Heiden das Evangelium zu verkünden, die Möglichkeit und die Pflicht, das biblische Gebot zu füllen, das Land zu bestellen und es mit Menschen zu bevölkern. Den Puritanern galt Amerika in diesem Sinne, weil angeblich nicht durch Arbeit angeeignet, als eigentumsfreies Land – ein Zustand der Unordnung, den sie so rasch wie möglich zu beseitigen trachteten.”(104 [103])

Den primitiven Dualismus vom Westen gegen des Rest zeichnet eine gewisse hinterlistige Doppeldeutigkeit aus. Nach innen soll diese dichotomische Denkform dazu beitragen, die “anhaltende innere Fäulnis” bzw. den “inneren Verfall”(105 [104]) aufzuhalten. Nach außen soll “The West versus the rest” dazu beitragen, den Nichtwesten “notwendigerweise in eine Position” zu bringen, in der er den “Westen für die überlegene Zivilisation hält”, selbst wenn er an die “natürliche Überlegenheit des Westens” nicht glauben mag.(106 [105])

107 [106]), deren Fundamente im kolonialen und neokolonialen Diskurs ausgesprochen werden: Es ist dies der Machtdiskurs einer aggressiven und missionarischen Säkularreligion.

Was nun macht die in der Tradition des kolonialen Diskurses stehende Attraktivität des Zivilisations-Paradigmas aus? Modelle wie CoC sind uns wegen ihrer Rückbezüge zu sozialdarwinistischen Denkformen des 19. Jahrhunderts vertraut. Modelle dieser Art haben gute Dienste bei der Weltbedeutung geleistet und reduzieren Komplexität aufs angenehmste; aber vor allem naturalisieren sie das anarchische Konkurrenzprinzip unter Staaten, wodurch sie die Kontrollkompetenz legitimieren.

108 [107])

109 [108])

110 [109]) Ausgangspunkt dieser Soziobiologisierung und der damit einhergehenden Rekulturalisierung des Politikbegriffs ist die von Huntington ausgemachte Entdeckung der Bedeutung von elementaren Strukturen der Nationen-Verwandtschaft in der internationalen Politik; das sog. “kin country syndrome”, welches den KdK zu einem “civilization rallying” werden läßt.

Das neokulturalistische Survival- und Konkurrenzprinzip übernimmt von der Soziobiologie deren Neudefinition der Fitness-Problematik: Aus der darwinistischen Einzel-Fitness der Individuen wird die neodarwinistische Gesamt-Fitness von Großgruppen, welche entscheidend ist für den Überlebenskampf, und deren Zivilisationsbewußtsein geprägt wird von religiös und/oder ethnisch fundierter Selbst- und Uneigennützigkeit, eben von “faith and family, blood and belief”. Huntingtons Zivilisationen sind martialische Überlebensgemeinschaften und Kampfverbände.

Der reziproke ‘Staats’verwandtenaltruismus wird zur Fundamentalie kultureller Identitäten und des jeweiligen Zivilisations-Bewußtseins

Und das Dilemma des Westens ist es nun, daß die sein Zivilisationsbewußtsein konstituierende Werte im Vergleich zu den nichtwestlichen Attributen Blut, Boden und Glauben der “Wille zur Dominanz”(111 [110]) angeblich abhanden gekommen ist. Das heißt: Nicht der Altruismus an sich ist bedrohlich, sondern vielmehr seine aggressiven und militanten Ausprägungen, eben sein überlegener “Wille zur Dominanz.”

Damit sind Zivilisationen gleichsam organische Willenskörper, die Identität und Sicherheit vermitteln, weil sie auf dem festen Boden sozialemotionaler Reziprozität stehen. Definiert man Zivilisationen als ziemlich starre enthnogeographische Abstammungs- und Religionsgemeinschaften, dann wird dem Fremden ein ehernes Freund-Feind-Schema unterlegt. So sieht dann auch die als feindlich gesetzte Weltkarte des politischen Neokulturalismus aus.

Wir wissen ja nun, daß wir uns Zivilisationen als eine Art regionaler Stammeskonförderationen vorzustellen haben, die sich um ihre jeweiligen ‘Kernstammesstaaten’ gruppieren. Wir wissen weiterhin, daß es bei der globalen Tribalisierung um Kulturmacht und Kontrolle geht, deren interkulturelles Grundmuster nach Huntington so aussieht: “Während auf der Makroebene der Weltpolitik der zentrale Kampf der Kulturen derjenige zwischen dem Westen und dem Rest ist, ist es auf der Mikroebene der lokalen Politk der Kampf zwischen dem Islam und den anderen.”(112 [111])

Zwar hören wir zum wiederholten Male, daß der globale Feind Nummer eins des Westens die islamische Weltzivilisation ist, aber über ihre kulturellen Grundlagen erfahren wir kaum etwas. Vielmehr wird uns eine Kombination aus alten Ängsten und neuen Vorurteilen präsentiert: Religion des Schwertes mit kriegerischen Tugenden, Gewaltbereitschaft, blutige Grenzen, absolutistische Religion usw. usf.(113 [112])

114 [113])

Neben dem neuen Feindbild China ist die migrationspolitische Problematik die zweite Modifikation, welche Huntington in den Jahren von 1993 bis 1996 vorgenommen hat. “Kann Europa, können die USA sich der Migrantenflut entgegenstemmen?”(115 [114]), lautet nunmehr die bange Schicksalsfrage. Wenn die beiden Sub-Zivilisationen des Westens dies nämlich nicht bewerkstelligen, also keine Dämme bauen können, dann droht Westeuropa erst seine “Islamisierung” mit anschließender “Afrikanisierung”. Für die USA sind das Problem die Mexikaner, denn “die wirtschaftliche Entwicklung Mexikos wird mit ziemlicher Sicherheit mexikanische Revanchegelüste entstehen lassen. Irgendwann können also die Resultate der militärischen Expansion Amerikas im 19. Jahrhundert von der demographischen Expansion Mexikos im 21. Jahrhundert bedroht und möglicherweise umgedreht werden.”(116 [115])

Beispielhaft kann an Huntingtons Traktierung des Islam sein Verfahren der Instrumentalisierung verdeutlicht werden. Die muslimische Welt interessiert ihn nur insoweit als er an ihr seine Grundthese vom Kulturkampf als “Stammeskonflikt im Weltmaßstab” besonders sinnfällig zu belegen glaubt: Arabien und Zentralasien sind Stammeswelten, fallen also für die Etablierung eines Kernstaates aus, womit der zweite Aspekt der Instrumentalisierung benannt ist. Und anschließend begibt sich Huntington mit ganz dünnen Länderanalysen auf die Suche nach den Staaten, die für einen islamischen Kernstaat infrage kämen: Indonesien, Saudi-Arabien, Ägypten, Iran, Pakistan und die Türkei. Doch alle fallen bei seiner Prüfung durch.

Fazit: Insbesondere die Ausführungen über die Welt der Muslime ist ein anschauliches Exempel für neokoloniale Deutungsmacht auf Basis des alten kolonialen Teile-Und-Herrsche-Prinzips. Huntington exerziert gegenüber der islamischen Zivilisation eine Art theoretisches Vernichtungsritual.

In Huntingtons imperialistischer Geometrie globaler Kulturmachtdifferentiale haben die afrikanische und die lateinamerikanische Zivilisation die Rolle von westlichen Lakaien zu spielen. Beide sind erstens vom Westen abhängig und zweitens “unfähig, das Gleichgewicht (geokulturelle balance of power, I.A.) zwischen dem Westen und seinen Herausforderern entscheidend zu beeinflussen.”(117 [116]) Afrika und Lateinamerika gehören folglich zu den kontrollierbaren Räumen. In der Machtlogik von Huntington kann man sie als Allianzkulturen betrachten: Also der Westen, Lateinamerika und Afrika auf der einen Seite. Islamische und sinische Zivilisation als die gefährlichen “Herausfordererkulturen” auf der anderen Seite und dazwischen die “Pendlerkulturen”, slavisch-orthodoxe mit Kernstaat Rußland, hinduistische mit Kernstaat Indien und japanische, der Sonderfall, wo Zivilisation und Nationalstaat zusammenfallen.

118 [117])

119 [118])

Zwar verschmilzt im Politikbegriff des neorealistischen Zivilisations-Paradigmas die Geokulturalisierung des Politischen mit einer Politisierung des Geokulturellen, was dem Faktor Kultur eine scheinbar relative Autonomie zuweist, doch letztendlich wird der Primat des Machtpolitischen nicht angetastet: “Culture follows power.”(120 [119])

Die politische Instruierung von Universalismus und Mulitkulturalismus

Neben den bisher genannten Merkmalen neorealistischer Kontinuität – Hegemonialanspruch und Kontrollfetischismus – lassen sich im Zivilisations-Paradigma auch Elemente des Wandels erkennen, deren Ziel es ist, das Überleben der westlichen Zivilisation in der “planetarischen Politik”(121 [120]) des 21. Jahrhunderts zu garantieren. Huntington wie auch Kissinger zufolge erfordert dies zu allererst eine Arrondierung des politischen Herrschaftsterrains der okzidentalen Kultur. Denn ihr wirkungsvoller Schutz gebietet es, sich nicht in globalen Scharmützeln aufzureiben.(122 [121])

Eine solche Konzentration der politischen Kräfte auf seinen eigenkulturellen Dominanzraum setzt voraus, daß der Westen den Anspruch auf die universelle Gültigkeit seiner Werte aufgibt: “In der entstehenden Welt ethnischen Konflikts und kulturellen Kampfes krankt der Glaube an die Universalität der westlichen Kultur an drei Problemen: er ist falsch, er ist unmoralisch und er ist gefährlich.”(123 [122])

Falsch ist dieser “Glaube”, weil es keine “westlich orientierte, anglophone Weltkultur” geben wird; unmoralisch ist er “aufgrund der Mittel (welche hätten das zu sein?, I.A.), die notwendig wären, um ihn in die Tat umzusetzen; gefährlich ist er, “weil er zu einem großen interkulturellen Krieg zwischen Kernstaaten führen könnte, und er ist gefährlich für den Westen, weil er zur Niederlage des Westens führen könnte.”(124 [123])

Es ist also ein machtkalkulierendes(125 [124]) und nicht etwa ein (selbst-) kritisches Denken, welches Huntington zu der Aussage bringt: “Die notwendige logische Konsequenz des Universalismus ist Imperialismus”(126 [125]). Der Verzicht des Westens auf die Durchsetzung seines von Huntington als moralischen Imperialismus definierten Universalismus zeigt ihm zufolge, daß dem Westen die materiellen Grundlagen des “Willens zur Dominanz” fehlen, eben weil er als eine “ausgereifte Kultur nicht mehr über die wirtschaftliche oder demographische Dynamik, die er benötigte, um andere Gesellschaften seinen Willen aufzuzwingen”(127 [126]), verfügt.

128 [127]) Für diese anglophone Conquista ist es vor allem wichtig, daß der “Protestantism take firm root in Latin America”.(129 [128]) Die zweite Ziehkraft geht in Richtung Westen und zwar in den asiatisch-pazifischen Raum. Sie ist wesentlich durch ihre wirtschaftliche Dynamik und Motive bestimmt. Sie ist aber gefährlich. Die ‘asiatische Gefahr’ liegt nun darin, daß dieser Kontinent dabei ist, mehr und mehr “to pose continuing economic and political challenges to the United States specifically and the West more generally.”(130 [129]) Huntingtons Beschreibungen hinterlassen zuweilen den Eindruck, als ob ein ‘väterlicher’ Westen die aufbrechende Renitenz seiner nichtwestlichen ‘Kinder’ als eigentlich ungehörig ansieht.

131 [130])

Von entscheidender militärischer Bedeutung für die euro-us-amerikanische Allianz wird die NATO sein, denn sie bildet für den Neo-Kulturalisten Huntington die “security organisation of Western civilization” und hat die primäre Aufgabe “to defend and preserve that civilization.”(132 [131])

133 [132]), bleiben die USA “die Führungsnation der westlichen Kultur, weil sie das mächtigste Land des Westens sind…”(134 [133])

135 [134]) bildet das Christentum – für Huntington “das zentrale Element der westlichen Kultur” – ein Hauptbollwerk gegen den Verfall der Vereinigten Staaten: “Im Gegensatz zu den Europäern glauben die Amerikaner mehrheitlich an Gott, halten sich für ein religiöses Volk und besuchen in großer Zahl die Kirchen. Während noch Mitte der achtziger Jahre Beweise für ein Wiedererstarken der Religion in Amerika fehlten, scheinen die folgenden zehn Jahre eine vermehrte religiöse Bestätigung erlebt zu haben. Die Erosion des Christentums bei den Westlern dürfte also nur sehr langfristig eine Gefahr für das Wohlbefinden der westlichen Kultur darstellen.”(136 [135])

137 [136]) seitens der USA konfrontiert sehen, um ihm seine religiöse Gleichgültigkeit auszutreiben: “Immer weniger Europäer bekennen sich zu einer religiösen Überzeugung, beachten religiöse Gebote und beteiligen sich an religiösen Aktivitäten. Diese Tendenz spiegelt weniger eine Feindschaft gegen die Religion wieder als die Gleichgültigkeit gegen sie”.(138 [137])

Die Bedeutung der neuen Botschaft über Glaubensstärke als Mittel planetarischer Politik ist von den westeuropäischen Christdemokraten bereits politisch korrekt verinnerlicht worden: Das von ihnen vorgebrachte Abgrenzungskriterium Religion bezüglich eines EU-Beitritts der Türkei deutet eine Wiederbelebung der Idee vom christlichen Abendland an und gibt somit Kunde davon, daß in Zeiten der Angst vor den Folgen der Globalisierung neotraditionelle Identitätsbildungen politische Hochkonjunktur haben.

139 [138])

Erneut wird die tiefe Einbettung des monokratischen WASP-Denkens in eine Kultur deutlich, die angemessen nur mit dem Attribut theologisch zu charakterisieren ist. Und es zeigt sich, daß der “christliche Typus politischer Theologie”(140 [139]) -,die in den USA mit den dominierenden Eigenarten weiß, männlich und englisch protestantisch bestimmt werden kann -, seit seinem Entstehen aus dem Monotheismus der semitischen Religionen auf einem monokratischen Modell beruht, welches “takes the form of a balance between power and purity that many Americans think requires the separation of church and state. But at its core the model is monocratic, one that needs the Christian God to guarantee the right of those in power to rule with authority. (…) It works at the level of unexpressed assumptions common to the culture, informing attitudes, values, and patterns of thinking that are regarded as self-evident.It is what the French calls a mentality. It is a mentality in deference to a Christian mythology.”(141 [140])

142 [141]), zeigt sich an der Empörung von Huntington über die anmaßende Rolle, die Führer ethnischer Minderheiten für sich beanspruchen: “At the extreme, this movement tends to elevate obscure leaders of minority groups to a level of importance equal to that of the Founding Fathers.”(143 [142]) In den theologischen Sektoren der us-amerikanischen Kultur ist Geschichte wesentlich US-Heilsgeschichte, welche sich auf Erden in den Gestalten der Pilgrim and Founding Fathers verkörpert. “Daß nun dunkle, verdächtige und unvertraute Figuren es wagen, sich auf eine Stufe mit den Erbauern der USA zu stellen, ist im WASP-Denken ein politisches Sakrileg.”(144 [143])

145 [144]) könnte, ist der Multikulturalismus. Seitenlang läßt sich Huntington über diese bedrohliche Gefahr aus, denn für ihn ist der Kampf gegen die “konfliktstiftenden Sirenengesänge des Multikulturalismus der eigentliche Kampf im amerikanischen Teil des westlichen Kulturkreises.”(146 [145]) Und wie der Teufel das Weihwasser fürchtet, so fürchtet sich Huntington vor der “unmittelbaren und gefährlicheren Herausforderung”(147 [146]) eines multikulturellen Amerikas: “Multikulturalismus in der Heimat gefährdet die USA und den Westen; Universalismus im Ausland gefährdet den Westen und die Welt. Beide leugnen die Einzigartigkeit der westlichen Kultur. Die globalen Multikulturalisten wollen Amerika der Welt gleichmachen. Ein multikulturelles Amerika ist unmöglich, weil ein nichtwestliches Amerika nicht amerikanisch ist.”(148 [147])

149 [148]) und geben die Gefühlslagen us-amerikanischer Krisenstimmung wieder.

150 [149]), welche im Banne der theologischen Kultur der schweigenden Mehrheit des weißen Amerikas steht und welche “nur durch die gesellschaftliche Durchsetzung einer imaginären Ordnung der Ausschließung … als eine stabile Entität fingiert werden kann…”(151 [150]) Eine solche Aufrechterhaltung der Ausschließung, die dazu dient, die ethnischen Minderheiten in Schach zu halten, bedarf der Konzentration der politischen Kräfte. Es gilt also die außenpolitische Verzettelung in Konflikte zu vermeiden; nur um etwa den (menschenrechtlichen) Universalismus des Westens hochzuhalten.

Fazit: Die Kehrseite der Absage an die Durchsetzung des westlichen Universalismus ist folglich der Kampf gegen den Multikulturalismus an der Heimatfront. Das kulturimperialismuskritische Moralisieren über westliche Universalitätsprinzipien verdeckt den Kern politischer Religiosität der Verheißung (god’s own country) und der Auserwähltheit (America’s destiny is white) nur notdürftig.

152 [151]) Das einzige, was es zwischen den Kulturkreisen geben kann, sind “begrenzte, taktische ad-hoch-Verbindungen und -Koalitionen”, aber ansonsten – das weiß man ja schließlich aus der Geschichte – werden die Beziehungen “für gewöhnlich(!) kühl und häufig feindselig sein.” (153 [152])

154 [153])

155 [154]) blockieren auch Huntingtons Versuch, einen letzten Rest von Universalität und Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen zu retten.(156 [155])

157 [156]) hinweist, die sozio-ökonomischen Zerklüftungen im planetarischen Maßstab verantwortlich sind.(158 [157]) Freilich kann und will er nicht aussprechen, daß die “faktische Autonomisierung einer internationalisierten Privatwirtschaft über die Köpfe von entmachteten Staaten hinweg (jenen) Zustand tiefer Anomie”(159 [158]) geschaffen hat, den er selbst als einen beschreibt, bei dem das Gesetz des Stärkeren bzw. das der “Faustwaffe” herrscht.(160 [159])

So bleibt ihm zum Schluß seiner Ausführungen nur noch die düstere und apokalyptische Endzeitprognose: “Weltweit scheint die Zivilisation in vieler Hinsicht der Barbarei zu weichen, und es entsteht die Vorstellung, daß über die Menschheit ein beispielloses Phänomen hereinbrechen könnte: ein diesmal weltweites finsteres Mittelalter.”(161 [160])

Zusammenfassende Schlußbetrachtung

Stark angehaucht vom us-amerikanischen Klima der Paranoia und Apokalyptik in den weißen Sektoren der christlichen Rechten ist das Zivilisations-Paradigma auf die Eigenarten einer selffulfilling prophecy, bestimmt.(162 [161]) Auch in unseren neomodernen Zeiten bleibt das Hinterlistige und Gefährliche von Apokalypsendiskursen erhalten: Denn sie stellen “vorweggenommene Taten dar, und der praktische Impetus wirkt dabei so stark, daß die eher engen Grenzen geschichtlicher Vorhersehbarkeit unbedacht übersprungen werden.”(163 [162])

Mit verblasenen Verallgemeinerungen ist von Huntington ein sozialdarwinistischer und kulturalistischer Zivilisations”begriff” konstruiert worden, dessen entscheidendes Merkmal ein machtpolitischer Wille zur Dominanz zu sein scheint (“Culture follows power”). Damit aber werden Kulturkreise nicht mehr primär als soziale Formationen begriffen, sondern vielmehr im Sinne reaktionärer Gegenaufklärung als kulturelle Willensträger und Willensorganismen definiert: Von hier aus ist es dann nur noch ein kleiner tautologischer Schritt den Niedergang und Verfall des Westens aus einem unterstellten Mangel an Willensbildung und Willensdurchführung zu “erklären”.

164 [163])

Zur Tradition konservativer Gegenaufklärung gehört des weiteren ihr (Kultur-)Rassismus: So korrespondiert bei Huntington die innerstaatliche Feinderklärung gegenüber den ethnischen Minderheiten mit einer Dämonisierung der nichtwestlichen Zivilisationen und kulminiert in der Organismus-Vorstellung von Zivilisationen als geokulturelle Überlebensgemeinschaften und Kampfeinheiten, deren Fundament der Altruismus bildet. Huntington konstruiert damit einen Gegensatz, den er dem herkömmlichen geopolitischen Diskurs entleiht.

165 [164]) dargestellt.

In Huntingtons Zivilisations-Paradigma sind die Grenzen zwischen Kulturgeographie und Geokultur fließend, doch die Abgrenzung will nicht gelingen, mehr noch, im normativen Diktum des kulturalistischen Neorealismus – “culture follows power” – fallen sie zusammen.(166 [165]) So wird in CoC der Kampf ums Dasein zum machtpolitischen Kampf um Zivilisationsräume; darum die Nato-Osterweiterung und die demokratische Domestizierung und Anbindung der “Pendler-Kultur” Rußland sowie die protestantische Eroberung Lateinamerikas.

167 [166])

168 [167]), nur wer Ausgeschlossensein oder Vernichtung als natur- oder gottgegebene Zivilisationsmission hinnimmt; nur der kann das sich abzeichnende Ende der Kulturepoche “Kolonialer Diskurs”(169 [168]) als ausschließlich KdK wahrnehmen.

Der gegenwärtige krisenhafte Übergang zeitigt unter den Bedingungen globaler Entgrenzungen und der Etablierung einer planetarischen Kulturökonomie jene nicht erwartete kulturelle Entgrenzung, welche sich in einer Dezentrierung des Kolonialen Diskurses ankündigt, was mit einem Verlust hegemonialer Deutungsmacht einhergeht.

Diese kulturhistorische Dezentrierung bewegt sich momentan in einem Übergangsgebiet und kündigt vor allem das Ende der Fortschrittsidee der Aufklärung an und führt überdies die hegemonialen, evolutions- und konkurrenztheoretischen Paradigmen des 19. Jahrhunderts ad absurdum.

170 [169]), dann manifestiert sich in dieser Aussage jener überkommene Absolutheitsanspruch eines Entwicklungsdenkens, welches Homogenisierung immer auch als Universalisierung westlicher Vorstellungen von Berechenbarkeit und damit Beherrschbarkeit verstanden wissen wollte.

Die Übertragung dieses Fortschritts-, Entwicklungs- und Modernisierungsbewußtseins in die Sphären des Kulturgeschichtlichen schuf jenes okzidentale Weltbild, welches seine Kulturausschließung dergestalt vornahm, daß es die nichtwestlichen Kulturen automatisch früheren Entwicklungsstufen der eigenen Kulturhistorie zuordnete.

171 [170]) basiert auf ahistorischen und übergesellschaftlichen, also metaphysischen Bestimmungsmerkmalen zur Kennzeichnung menschlicher Gruppenzugehörigkeiten. “Konstruktionen dieser Art werden in der ethnologischen Theorie als primordialistisch bezeichnet.”(172 [171])

173 [172])

Doch diese Deutungsmacht bröckelt erheblich, weil es sich als große Selbsttäuschung erwiesen hat, die nichtwestlichen Kulturen jahrhundertelang als “Vergangenheitszeugnisse des eigenen Lebens und Denkens”(174 [173]) zu klassifizieren und periodisieren.

175 [174]) festgenagelt und durch den Gesamtkontinent fegt eine “asiatische Affirmation”, eine Art “asiatischer Triumphalismus” der verächtlich auf die “Dekadenz der westlichen Kultur” herabschaut.(176 [175])

Noch bedrohlicher ist allerdings für Huntington seine beobachtete “Resurgenz des Islam”, dessen Denkvoraussetzung eine recht eigenwillige Koran-Interpretation bildet: Zwar ist für unseren Zivilisationisten die Rache Gottes ein “weltweites Phänomen; aber am eindringlichsten und fühlbarsten hat Gott oder vielmehr Allah diese Rache in der ummah, der Gemeinschaft des Islam, offenbart.”(177 [176])

Die Resurgenz des Islam hat man sich also als Auferstehung muslimischer Vergeltungsmacht vorzustellen. Dem muß sich christliche Gegenmacht widersetzen.

178 [177]) zwecks Kontrollmachtausübung steigert sich bei Huntington durchaus ins Abwegige: Der Niedergang des Westens ist “ein langsamer Vorgang. Der Aufstieg der westlichen Macht dauerte vierhundert Jahre. Der Abschwung könnte ebenso lange dauern.”(179 [178])

180 [179]) verkörpert wird. Die daraus resultierende intrakulturelle Blockierung verhindert zugleich die interkulturelle Kommunikation.(181 [180]) Im Grunde genommen geht es in CoC um eine mit kulturtheoretischen Versatzstücken angereicherte und propagandistisch recht geschickt aufbereitete Verteidigung der repressiven Privilegien des Westens, dessen weltkultureller Name Neoliberalismus ist und welcher Homogenisierung mittels globaler (Zwangs-)Durchsetzung seiner Zeit-, Geld- und Warenbeziehung politisch praktiziert: “‘Global’ itself now carries connotations of the commercialization of humanity.”(182 [181])

Theoriepolitisches Grundgesetz neorealistischer Anschauungsformen bleibt die Blindheit für das kulturell Andersartige. Huntingtons gesamte Argumentation kreist ausschließlich um die Fragestellung, ob die westliche Zivilisation in dem von ihm imaginierten KdK ihre Identität behält oder verliert. Damit aber ist Kultur ein Besitzstand und kein Veränderungsprozess.

183 [182]) Vorstellungen von kultureller Gleichberechtigung bzw. Ebenbürtigkeit sind dem Kulturbiologisten Huntington so fremd, daß ihm zum Schluß seiner Ausführungen nur noch der nackte Voluntarismus bleibt: “Die Zukunft des Friedens und der Zivilisation hängt davon ab, daß die führenden Politiker und Intellektuellen der großen Weltkulturen einander verstehen und miteinander kooperieren.”(184 [183])

Männerfreundschaften müssen also ran, um die “Zivilisiertheit zu stärken.”(185 [184]) Man kann es drehen und wenden wie man will; doch das ist eine ziemlich dürftige Botschaft am Ende einer 580seitigen (!) globalpolitischen “Analyse”.

Fußnoten

1 [185]) vgl. Samuel P. Huntington: The Clash of Civilization?, in: Foreign Affairs, Summer 1993, S. 22-47 (im folgenden CoC)

2 [186]) ebenda: S. 25

3 [187]) ders: Ich bin ein Generalist. Samuel Huntington über den Zusammenprall der Zivilisationen, Interview in Frankfurter Rundschau vom 30. Dezember 1996, S. 12

4 [188]) vgl. Foud Ajami: The Summoning, in: Foreign Affairs September/October 1993, S. 2-9; Kishore Mahbubani: The Dangers of Decadence, in: ebenda, S. 10-14; Robert L. Barley: The case of Optimism, in: ebenda, S. 15-18; Liu Binyan: Civilization Grafting, in: ebenda: S. 19-21

5 [189]) Samuel P. Huntington: If not civilizations, what? Paradigms of the post-cold war world, in: Foreign Affairs, November/December 1993, S. 186-194 (im folgenden If not)

6 [190]) So der Titel des Buches von Bassam Tibi: Krieg der Zivilisationen. Politik und Religion zwischen Vernunft und Irrationalismus, Hamburg 1995. Man kann Tibi als den Chef-Apologeten von CoC im deutschprachigen Raum bezeichnen, der sich zu der unreflektierten Feststellung versteigt, CoC sei der lang ersehnte “Ausweg aus der analytischen Sackgasse” (S. 43) im Bereich der internationalen Politik.

7 [191]) vgl. Huntington: Anm. 3

|8 [192]) ders.: Anm. 5, S. 194

9 [193]) ders.: Kampf der Kulturen, in: Zeitpunkte: Nach uns die Asiaten? Die pazifische Herausforderung, Hamburg 1995, S. 15

10 [194]) ders.: Anm. 1, S. 35

11 [195]) Ingolf Ahlers: Rechtsintellektuelle Deutungsmacht und okkupierende Theoriebildung. Anmerkungen zum Zivilisations-Paradigma von Samuel P. Huntington, in: Leo Kreutzer/Jürgen Peters (Hg.): Welfengarten. Jahrbuch für Essayismus. Sieben 1997, Hannover 1996, S. 100-121, hier S. 117f

12 [196]) Huntington: Anm. 5, S. 190 (Herv. I.A.)

13 [197]) vgl. Claus Leggewie: Space – not time: Raumkämpfe und Souveränität. Skizzen zu einer “Geopolitik” der multikulturellen Gesellschaften, in: Transit 7/Frühjahr 1997, S. 27-42; Norman Paech: Krieg der Zivilisationen oder dritte Dekolonisation?; in: Blätter für deutsche und internationale Politik 3/94, S. 310-321; Dieter Senghaas: Die Wirklichkeiten der Kulturkämpfe, in: Leviathan 3/1995, S. 197-212; Sigrid Faath: Die Konfusion über ein politisches Phänomen im Maghreb. Anmerkungen zu den europäischen und amerikanischen Reaktionen auf islamistische Bewegungen, in: Orient 3/1994, S. 441-471; Eun-Jeung Lee: Das unheilige Wechselspiel: Östliche Modernisierung und westliche Theorie, in: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.): Politik und Gesellschaft 3/1995, S. 243-254; Jochen Hippler: Anstatt einer notwendigen Satire. Eine kleine Polemik zum Clash of Civilizations nebst einigen Anmerkungen zum Islamismus, in: Martina Haedrich/Werner Ruf (Hg.): Globale Krisen und europäische Verantwortung – Visionen für das 21. Jahrhundert, Baden-Baden 1996, S. 169-178

14 [198]) Bernard Lewis: The roots of Muslim Rage, in: The Atlantic Monthly, Vol. 266, Sept. 1990, S. 60, zitiert nach Huntington: Anm. 1, S. 32; es war also das Pech von Lewis zur falschen Zeit einen ‘richtigen’ Text mit falschem Titel geschrieben zu haben.

15 [199]) Samuel P. Huntington: Political Conflict after the Cold War, in: Arthur M. Melzer/Jerry Weinberger/M. Richard Zinman (Hg.): History and the Idea of Progress, Ithaca/London 1995, S. 137-154, hier S. 147 (Herv. I.A.).

16 [200]) ders.: Der Kampf der Kulturen. The Clash of Civilizations. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, München/Wien 1996, S. 49 (im folgenden KdK).

17 [201]) ders.: Anm. 3

18 [202]) Huntington: Anm. 5, S. 186

19 [203]) Francis Fukujama: Das Ende der Geschichte. Wo stehen wir?, München 1992, S. 89

20 [204]) Mit der Bezeichnung Globalitarismus kennzeichne ich die ökonomisch und technisch vermittelte Retotalisierung von Herrschaft im Weltmaßstab.

21 [205]) Fukujama: Anm. 19. S. 271

22 [206]) Ahlers: Anm. 11, S. 119

23 [207]) “Im Empfinden (!) des modernen Menschen … hat die Moderne die Bedeutung von Vollendung, von Erfüllung erhalten, wie sie die christliche Wahrheit ursprünglich der eschatologischen Wirklichkeit zugeschrieben hatte,” Sergio Quinzio: Die jüdischen Wurzeln der Moderne, Frankfurt,M./New York 1995, S. 87; vgl. auch S. 101

24 [208]) Gegenwärtig ist Fukuyama damit befaßt, die Richtigkeit der “postwar modernization theory” zu belegen: “Economic development tends to be followed by political liberalization.” Er beteiligt sich damit an der großen Debatte über ‘asiatische Werte’ und versucht nachzuweisen, daß “confucianism and democracy” durchaus vereinbar sind. Dieser Ansatz richtet sich auch gegen seinen ehemaligen Lehrer Huntington. “Yet to say that Confucianism merely strengthens the group against the individual and the state against all subordinate organizations or institutions vastly oversimplifies the doctrine’s real impact,” Francis Fukuyamas: Confucianism and Democracy, in: Journal of Democracy 2/April 1995, S. 20-33, hier S. 26; daß dies zugleich auch eine herbe Kritik an Senghaas ist, der die ‘asiatischen Werte’ “identisch mit den europäischen Werten von gestern” setzt und damit hierachisch einordnet, sei hier nur am Rande erwähnt, vgl. Dieter Senghaas: Über asiatische und andere Werte, in: Leviathan 1/1995, S. 5-12, hier S. 6

25 [209]) Barrington Moore: Zur Geschichte der politischen Gewalt, Frankfurt/M. 1966, S. 93

26 [210]) Robert W. Cox: Social forces, states and world orders: Beyond international relations theory, in: Millennium: Journal of International Studies 2/1981, S. 125-155, hier S. 131; vgl. Emanuel Richter: Auf dem Weg zu einer neuen Weltordnung – auf ausgetretenen Pfaden der Moralphilosophie, in: Neue Politische Literatur Jg. 37 (1992), S. 77-92

27 [211]) vgl. Zbigniew Brzenski: Macht und Moral. Neue Werte in der Weltpolitik, Hamburg 1994

28 [212]) vgl. Henry Kissinger: Die Vernunft der Nationen. Über das Wesen der Außenpolitik, Berlin 1994

29 [213]) Brzenski: Anm. 27, S. 238f

30 [214]) ebenda: S. 189f

31 [215]) ebenda: S. 184

32 [216]) Kissinger: Anm. 28, S. 19 (Herv. I.A.)

33 [217]) ebenda: S. 927

34 [218]) ebenda: S. 905

35 [219]) vgl. ebenda: S. 919; “Allzu üblich ist es … geworden, die Beziehungen zu Europa herabzusetzen. (…) Die Begründer der atlantischen Bindung – Truman, Acheson, Marshall und Eisenhower, teilten zwar die meisten Vorbehalte, die die Amerikaner im allgemeinen gegenüber der europäischen Diplomatie (?!) hegten; dennoch übersahen sie nicht, daß Amerika ohne seine atlantischen Beziehungen einer Welt gegenüber stände, mit der es, von den Nationen der westlichen Hemisphäre abgesehen, nur wenig moralische Werte oder Traditionen teilt.” ebenda, S. 911f; auch Kissinger ist also ziemlich nahe an der CoC-Linie.

36 [220]) ebenda

37 [221]) Huntington: Anm. 16, S. 514

38 [222]) ebenda, S. 504f

39 [223]) Paul Saurette: ‘I mistrust all systematizers and avoid them’: Nietzsche, Arendt and the crisis of the will to order in International Relations Theory, in: Millennium. Journal of International Studies No. 1/Spring 1996, S. 1-28, hier: S. 14f

40 [222]) Huntington: Anm. 16, S. 420

41 [224]) WASP = White Anglo Saxon Protestant

42 [225]) So die Verlautbarung des Weißen Hauses im August 1996, mit der die ‘amerikanische Nation’ den zu der ‘blutigen’ islamischen Zivilisationen gehörenden ‘Neuen Reichen des Bösen’, nämlich denen des ‘Staatsterrorismus’ (Lybien, Syrien, Iran) den weltweiten Kampf ansagte: zitiert nach Alain Gresh: Neuer Kreuzzug, in: Le Monde diplomatique, September 1996, S. 1. “In einem Buch über die Militarisierung der USA schreibt der Historiker Marin Sherry, die Amerikaner seien dermaßen an den Krieg gewöhnt, daß ein Ende ihnen fast unvorstellbar scheint. Ständig sind sie auf der Suche nach einem neuen Feind.” ebenda

43 [226]) Huntington: Anm. 1, S. 22; Im Vorwort zu KdK schreibt Huntington: “Die Arbeit an diesem Buch wurde mir durch die finanzielle Unterstützung der John M. Olin Foundation und der Smith Richardson Foundation ermöglicht. (…) Während andere Stiftungen sich zunehmend auf innenpolitische Fragen konzentrieren, verdienen Olin und Smith Richardson Loblieder ob ihres ungebrochenen Interesses und Engagements für Studien über Krieg, Frieden und die nationale und internationale Sicherheit”, Huntington: Anm. 16, S. 14

44 [227]) zitiert nach Susanne George: Eine kurze Geschichte des Einheitsdenkens, in: Le Monde diplomatique, August 1996, S. 11

45 [228]) Stephen Toulmin: Kosmopolis. Die unerkannten Aufgaben der Moderne, Frankfurt,M. 1994, S. 281

46 [229]) Ahlers: Anm. 11, S. 101

47 [230]) Henri Lefebvre zitiert nach Jacques Le Goff: Geschichte und Gedächtnis, Frankfurt,M./New York 1992, S. 81

48 [231]) vgl. dazu Huntingtons Ausführungen über die “past forms of conflict” in Anm. 15 und ersetze Fukuyama und Mearsheimer durch Brzenski und Kissinger.

49 [232]) vgl. Sabine Dabringhaus: Zentralasien: Multikulturelle Einheit und imperiale Peripherie, in: Neue Politische Literatur, Jg. 34/1996, S. 247-270; des weiteren D. Sinor: Inner Asia. A syllabus, Bloomington 1969. Der Termini Syllabus entstammt dem Altgriechischen und bedeutet “Das Zusammengefaßte”.

50 [231]) vgl. zur Denkfigur Raumorganismus die brillante Studie von Rainer Sprengel: Kritik der Geopolitik. Ein deutscher Diskurs 1914-1944, Berlin 1996

51 [233]) Huntington: Anm. 16, S. 499

52 [234]) ebenda, S. 55

53 [235]) vgl. ebenda, S. 536f

54 [236]) vgl. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte. Erster Band: Gestalt und Wirklichkeit; Zweiter Band: Welthistorische Perspektiven, München 1923

55 [237]) Huntington Anm. 16, S. 536; für Huntington ist der “Untergang des Abendlandes” ein “Hauptthema der Geschichte des 20. Jahrhunderts geblieben”, ebenda, S. 120

56 [238]) Arnold J. Toynbee: Kultur am Scheideweg, Zürich/Wien 1949, S. 15. Zu den Gemeinsamkeiten der Vertreter zyklisch-organischer Geschichtsphilosophien in diesem Jahrhundert vgl. Gazi Caglar: Der Mythos vom Krieg der Zivilisationen. Der Westen gegen den Rest der Welt, München 1997, S. 55-88

57 [239]) vgl. Rüdiger vom Bruch: Kulturpsychologie und Kulturbiologie. Universalgeschichte als Kulturmorphologie bei Karl Lamprecht und Oswald Spengler, in: Alexander Demandt/John Farrenkopf (Hg.): Der Fall Spengler. Eine kritischer Bilanz, Köln/Weimar/Wien 1994, S. 1-20

58 [240]) Massimo Ferrari Zumbini: Macht und Dekadenz. Der “Streit um Spengler” und die Frage nach den Quellen des “Untergangs des Abendlandes”, in: ebenda, S. 75-95, hier S. 82

59 [241]) Manfred Schneider: Der Barbar. Endzeitstimmung und Kulturrecyling, München/Wien 1997, S. 46

60 [242]) ebenda, S. 48

61 [243]) “Kulturen sind Organismen: Weltgeschichte ist ihre Gesamtbiographie. Die ungeheure (!) Geschichte der chinesischen oder antiken Kultur ist morphologisch das genaue Seitenstück zur Kleingeschichte des einzelnen Menschen, eines Tieres, eines Baumes oder einer Blume”, Spengler: Anm. 54, Bd. I, S. 136

62 [244]) ebenda, S. 143

63 [245]) ebenda, S. 59

64 [246]) Leon Poliakov: Der arische Mythos. Zu den Quellen von Rassismus und Nationalismus, Hamburg 1993, S. 121

65 [247]) ebenda, S. 125

66 [248]) vgl. Jürgen Naehrer: Oswald Spengler mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1984, S. 39

67 [249]) Mit diesem “es” meint Spengler die “Höhe des Geformtseins” einer imaginierten Kulturseele.

68 [250]) Spengler Anm. 54, Bd. II, S. 406f

69 [251]) “Das nenne ich Rasse. Stämme, Sippen, Geschlechter, Familien – das sind sämtlich Bezeichnungen für die Tatsache des durch Zeugungen in einer engeren oder weiteren Landschaft fortkreisenden Blutes”, ebenda, S. 133; auch in Spenglers arischem Mythos wird Rasse zum Motor der Geschichte und Geschichte ist der schicksalhafte Kampf um Macht, “was wir heute Politik nennen”, ebenda, S. 136

70 [252]) ebenda, S. 133

71 [253]) ebenda, Bd. I, S. 455; “Kultur ist immer gleichbedeutened mit religiöser Gestaltungskraft”, ebenda, Bd. II, S. 378

72 [254]) ebenda, Bd. II, S. 445

73 [255]) vgl. Zumbini: Anm. 58

74 [256]) Poliakov: Anm. 64, S. 269

75 [257]) Schneider: Anm. 59, S. 291

76 [258]) Huntington: Anm. 16, S. 117

77 [259]) ebenda, S. 118

78 [260]) vgl. ebenda, Kapitel 4, S. 117-154

79 [261]) ebenda, S. 499

80 [260]) “In meinem Aufsatz in Forein Affairs habe ich diese Kultur “konfuzianisch” genannt. Zutreffender ist jedoch die Bezeichnung “sinisch” (analog zu Sinologie, Sinica, Sinisierung). Denn der Konfuzianismus ist zwar ein westlicher Bestandteil der chinesischen Kultur, doch ist der chinesische Kulturkreis mehr als Konfuzianismus und erstreckt sich auch über China als politische Größe hinaus. Der von vielen Gelehrten verwendete Begriff “sinisch” bezeichnet treffend die gemeinsame Kultur Chinas und der chinesischen Gemeinschaften in Südostasien und anderswo außerhalb Chinas sowie die verwandten Kulturen Vietnams und Koreas”, ebenda, S. 58

81 [262]) Sprengel: Anm. 50, S. 128f (Herv. I.A.)

82 [263]) Brzenski: Anm. 27, S. 139 (Herv. I.A.)

83 [264]) Kissinger: Anm. 28, S. 13; wir erkennen, daß bei den Realisten der Gegensatz zur Zivilisation nicht Barbarei sondern Wildnis ist.

84 [265]) ebenda

85 [266]) Seyla Benhabib: Über das zeitgenössische Unbehagen an der Demokratie, in: Frankfurter Rundschau vom 12.10.1996, S. 6. Und der allseits gerühmte Verfassungsgrundsatz des “pursuit of happiness” war von Anfang an nichts anderes als ein “euphemism for property in the eighteenth century political discourse”, William H. McNeill: Decline of the West, in: The New York Review vom 9.1.1997, S. 18

86 [267]) Huntington: Anm. 5, S. 190

87 [268]) ders.: Anm. 16, S. 247

88 [269]) ebenda, S. 248

89 [270]) ebenda, S. 246

90 [271]) Brzenski: Anm. 27, S. 193

91 [272]) Saurette: Anm. 39, S. 15

92 [273]) vgl. Anm. 3

93 [274]) Auch Senghaas konstruiert mit seiner Behauptung, asiatische Werte seien identisch mit “Werthaltungen, die jeder traditionalen Gesellschaft eigen sind” jene zwei Wirklichkeitsauffassungen, Senghaas: Anm. 24

94 [275]) Huntington: Anm. 16, S. 331; vgl. Anm. 15

95 [276]) ebenda, S. 194

96 [277]) vgl. zur Debatte über den Stammesbegriff: Ingolf Ahlers: Macht, Prestige und Mentalitäten in der Steppe. Zu den methodisch-theoretischen Verbindungen von Geschichte, Soziologie und Sozialanthropologie, in: Ahmad Mahrad (Hg.): Hannoversche Studien über den Mittleren Osten, Band 6, Hannover 1988, S. 5-39, hier vor allem S. 31, Anm. 1

97 [278]) Benjamin R. Barber: Coca Cola und Heiliger Krieg. Wie Kapitalismus und Fundamentalismus Demokratie und Freiheit abschaffen., Bern, München, Wien 1996, S. 10 und 11; die Bezeichnung von Djihad als Heiliger Krieg zeigt nur die Begriffsleere und Geschichtslosigkeit von Barbers imaginierten Kampf zwischen Konsumkultur und Kulturterritorialität, denn der “Ausdruck ‘heiliger Krieg’ wurde im mittelalterlichen Europa geprägt, um die Unternehmungen der Kreuzfahrer zu bezeichnen”, Annemarie Schimmel: Die Zeichen Gottes. Die religiöse Welt des Islam, München 1995, S. 259f

98 [279]) Huntington: Anm. 16, S. 334

99 [280]) ebenda, S. 499

100 [281]) ebenda, S. 169f

101 [282]) vgl. Michel Foucault: Macht-Wissen, in: Franco Basaglia/Franca Basaglia-Ongaro (Hg.): Befriedungsverbrechen. Über die Dienstbarkeit der Intellektuellen, Frankfurt, M. 1975, S. 63-80; Tzvetan Todorov: Die Eroberung Lateinamerikas. Das Problem des Anderen, Frankfurt,M. 1985; Peter Mason: Deconstructing America. Representations of the Other, London/New York 1990; Mario Erdheim: Anthropologische Modelle des 16. Jahrhunderts. Über Las Casa, Oviedo und Sahagun, in: Karl-Heinz Kohl (Hg.): Mythen der Neuen Welt. Zur Entdeckungsgeschichte Lateinamerikas, Berlin 1982, S. 57-67; Michael T. Ryan: Assimilating New Worlds in the Sixteenth and Seventeeth Centuries, in: Comparative Studies in Society and History 1981, S. 519-538

102 [283]) Fernand Braudel: Sozialgeschichte des 15.-18. Jahrhunderts. Aufbruch zur Weltwirtschaft, München 1986, S. 51; die beiden Begriffe sind nach Braudel schon deswegen nicht überflüssig, weil die Geschichte der Weltwirtschaften zeigt, daß diese immer auf einer Spaltung von “have und have nots” beruhten, um so das “ganze Gefüge in Gang zu halten”, S. 22

103 [284]) Franz Wimmer: Interkulturelle Philosophie. Geschichte und Theorie, Band 1, Wien 1990, S. 54; Mason (Anm. 101) beschreibt die negative Selbstdefinition als einen Vorgang, “by which is self definded in terms of what it is not, namely, the other”, S. 91

104 [285]) Wolfgang Kreutzberger: Das Gottesvolk in der Wildnis. Vom Ursprung des politischen Messianismus in den USA, in: Leviathan 2/1992, S. 252-267, hier S. 261f; (Herv. I.A.) über das Zusammenspiel der beiden “Gesinnungsgenossen” neuer Puritanismus und neuer Konservatismus in den USA vgl. Orlando Patterson: Der neue Puritanismus, in: Prokla 3/1994, S. 437-449; vgl. auch Ahlers: Anm. 11

105 [286]) Huntington: Anm. 16, S. 499

106 [287]) Stuart Hall: Rassismus und kulturelle Identität. Ausgewählte Schriften 2, Hamburg 1994, S. 151; zur Geschichte der Denkfigur “The West versus the rest” vgl. ebenda, “Der Westen und der Rest: Diskurs und Macht”, S. 137-179; vgl. Ingolf Ahlers: Wie im Abendland so auf Erden. Unwillkürliche Eingebungen zum Bedeutungszusammenhang von Eurozentrismus-Kritik und Fremd-Analyse bei Rudolf Wolfgang Müller, in: Detlef Thofern/Wolfgang Müller zum 60. Geburtstag, Marburg 1994, S. 111-141

107 [288]) vgl. zu dieser Interpretation die kulturtheoretischen Ausführungen von Jan Assmann: Ägypten. Eine Sinngeschichte, Darmstadt 1995. Der Begriff Mythomotorik kann seine Nähe zur “Wunschmotorik” kaum verheimlichen. Doch die beiden Erfinder der Wunschmotorik, die anarchischen Rationalitätskritiker Delenze und Guattari, werden nicht erwähnt.

108 [289]) Robert Wesson: Die unberechenbare Ordnung. Chaos, Zufall und Auslese in der Natur, München 1992, S. 55

109 [290]) ebenda, S. 365

110 [291]) zur soziobiologischen Theoriebildung vgl. Peter Meyer: Soziobiologie und Soziologie. Eine Einführung in die biologischen Voraussetzungen sozialen Handelns, Darmstadt/Neuwied 1982; Heiner Flohr/Wolfgang Tönnesman (Hg.): Politik und Biologie. Beiträge zur Life-Sciences-Orientierung der Sozialwissenschaften, Berlin/Hamburg 1983; Gerhard Vowinckel: Verwandtschaft, Freundschaft und die Gesellschaft der Fremden. Grundlagen menschlichen Zusammenlebens, Darmstadt 1995; P.L. van den Berghe: The ethnic phenomen, New York/Amsterdam/Oxford 1991; dazu kritisch: Hans Peter Znoj: Die Evolution der Kulturfähigkeit. Beiträge zu einer Kritik des ethnologischen Kulturbegriffs, Bern u.a.1988

111 [292]) Huntington: Anm. 16, S. 118

112 [293]) ebenda, S. 416

113 [294]) vgl. ebenda, S. 415-433

114 [295]) ebenda, S. 433

115 [296]) ebenda, S. 326

116 [297]) ebenda, S. 328

117 [298]) ebenda, S. 391

118 [299]) ebenda, S. 330

119 [300]) “Die elementaren Regeln der Diplomatie und der Machtpolitik gebieten, daß die USA versuchen müssen, die eine gegen die andere Macht auszuspielen oder zumindest die Beziehungen zu der einen zu verbessern, wenn sie mit der anderen konfliktreicher werden”, ebenda, S. 360f

120 [301]) ders.: The West unique, not universal, in: Foreign Affairs, November/December 1996, S. 28-46, hier S. 41

121 [302]) “Politik wird in dem Maße planetarisch, wie Entwicklungen an jedem beliebigen Ort des Planeten die Kräfte und die Handlungsbereitschaft von interessierten Mächten mobilisieren können – wie keine Entwicklung und kein Ort von vornherein und auf immer uninteressant für bestimmte Mächte gelten können”, Panajotis Kondylis: Planetarische Politik nach dem Kalten Krieg, Berlin 1992, S. 3

122 [303]) “In a multipolar, multicivilizational world, the West’s responsibility is to secure its own interests, not to promote those of other people nor to attempt to settle conflicts between other people when those conflicts are of little or no consequence to the West”, Huntington, Anm. 120, S. 43; vgl. Anm. 33

123 [304]) ders.: Anm. 16, S. 511

|124 [305]) ebenda, S. 511 (Herv. I.A.)

125 [306]) “… der klügere Weg für den Westen wäre, nicht die Veränderung der Macht aufhalten zu wollen, sondern zu lernen, sich durch die Klippen zu winden, die Not zu ertragen, das Wagnis zu mindern und seine Kultur zu sichern”, ebenda, S. 512

126 [307]) ebenda, S. 511

127 [308]) ebenda, so auch bei Kissinger: “Tatsächlich haben deshalb die Möglichkeiten der USA, ihre Macht einzusetzen, um den Rest der Welt nach ihren Wünschen zu formen, sogar abgenommen.” Kissinger, Anm. 28, S. 895

128 [309]) ders.: Anm. 120, S. 44

129 [310]) ebenda, S. 43

130 [311]) ebenda, S. 44; “Welche wirtschaftlichen Verbindungen es zwischen ihnen geben mag, die fundamentale kulturelle Kluft zwischen asiatischen Gesellschaften und der amerikanischen schließt ihren Einzug in ein gemeinsames Haus aus”, ders.: Anm. 16, S. 505

131 [312]) ebenda

132 [313]) ebenda, S. 45

133 [314]) Huntington, Anm. 16, S. 531

134 [315]) ebenda, S. 507 und 513

135 [316]) vgl. Ingolf Ahlers: Zur Dialektik der Säkularisierung: Christentum und Modernität, Vortrag zum internationalen Symposium “The genealogy of Christianism – Origens of Occident? vom 17.2.-21.2.1997 in Mexiko-City

136 [317]) Huntington, Anm. 16, S. 501f

137 [318]) McNeill, Anm. 85, S. 18

138 [319]) Huntington, Anm. 16, S. 501

139 [320]) Damian Thompson: Wie die USA ein Anwachsen uralter Ängste erleben. Von Verschwörungstheorien, protestantischer Apokalyptik und neuen fundamentalistischen Stimmungen, in: Frankfurter Rundschau vom 5-4-97, S. 14

140 [319]) Hans G. Kippenberg: Monotheismus als politisches Problem, Vortrag, Anm. 112

141 [321]) Burton M. Lack: Christ and the creation of a monocratic culture, Vortrag, Anm. 112, S. 21

142 [322]) Bernhard Lang: “Traditionell” und “utopische Verehrung” des einen Gottes: Ursprung und Grundgestalten des biblischen Monotheismus, Anm. 112, S. 19; “Was wir uns aufs neue einprägen müssen, und zwar so einfach und unverhüllt wie möglich, ist die Einzigartigkeit, die hinzermürbende Unfaßlichkeit der … monotheistischen Idee”, George Steiner: Blaubarts Burg. Anmerkungen zur Neubestimmung der Kultur, Wien/Zürich 1991, S. 40

143 [323]) Huntington, Anm. 5, S. 190

144 [324]) Ahlers, Anm. 11, S. 116

145 [325]) Huntington, Anm. 16, S. 505

146 [326]) ebenda

147 [327]) ebenda, S. 502

148 [328]) ebenda

149 [329]) McNeill, Anm. 85, S. 19; vgl. Ahlers, Anm. 11

150 [330]) vgl. zur Geschichte und Politik des Imaginären: Evelyne Patlagean: Die Geschichte des Imaginären, in: Jacques Le Goff u.a. (Hg.): Die Rückeroberung des historischen Denkens: Grundlagen der neuen Geschichtswissenschaft, Frankfurt/M. 1990, S. 244-275; Jacques Le Goff: Phantasie und Realität des Mittelalters, Stuttgart 1990

151 [331]) Stephen Grennblatt: Wunderbare Besitztümer. Die Erfindung des Fremden: Reisende und Entdecker, Berlin 1994, S. 185

152 [332]) Huntington: Anm. 16, S. 331

153 [333]) ebenda

154 [334]) Luther H. Martin: Secrecy in Hellenistic religious communities, in: Hans G. Kippenberg/Guy S. Stroumsa (Hg.): Studies in the history of Mediterranean and Near East religions, Leiden, New York, Köln 1995, S. 117

155 [335]) McNeill, Anm. 85, S. 18

156 [336]) “Der konstruktive Weg in einer multikulturellen Welt besteht darin, auf Universalismus zu verzichten, Verschiedenheit zu akzeptieren und nach Gemeinsamkeiten zu suchen”, Huntington, Anm. 16, S. 526

157 [337]) ebenda, S. 530

158 [338]) “Der Aufstieg transnationaler Wirtschaftsunternehmen geht zunehmend einher mit der Ausbreitung transnationaler krimineller Mafiastrukturen, Drogenkartelle und terroristischer Banden, die gegen die Zivilisation gewaltsam vorgehen”, ebenda

159 [339]) Kondylis, Anm. 121, S. 36

160 [340]) vgl. Huntington, Anm. 16, S. 530

161 [341]) ebenda; zum dummen Spruch vom finsteren Mittelalter vgl. die wissenschaftliche Gegenposition von Perry Anderson: Von der Antike zum Feudalismus. Spuren der Übergangsgesellschaften, Frankfurt/M. 1978; Peter Kriedte: Spätfeudalismus und Handelskapital, Göttingen 1980 und Walter Ullmann: Principles of government and politics in the Middle Ages, London 1978

162 [342]) vgl. Anm. 3, 51, 78 und 133

163 [343]) Kondylis, Anm. 121, S. 1

164 [344]) Gottfried-Karl Kindermann: Philosophische Grundlagen und Methodik der Realistischen Schule von der Politik, in: Dieter Oberndörfer (Hg.): Wissenschaftliche Politik. Eine Einführung in Grundfragen ihrer Tradition und Theorie, Freiburg 1962, S. 267; vgl. Ursula Lehmkuhl: Theorie Internationaler Politik. Einführung und Texte, München/Wien 1996, S. 71-109 und Reinhard Meyers: Weltpolitik in Grundbegriffen, Band I: Ein lehr- und ideengeschichtlicher Grundriß, Düsseldorf 1979, S. 53-76

165 [345]) Die Entgegensetzung von irrationaler Religiosität und aufklärerischer Vernunft wird vor allem von Tibi (Anm. 6) herausgestellt, der unbekümmert von “orientalischer Despotie” (S. 112) und “Djihad-Kultur” (S. 116) schwadroniert. Zu den gemeinsamen Klischees des orientalischen Diskurses des 19. Jahrhunderts und des neoorientalischen der Gegenwart bemerkt Sadowski kritisch, daß der Despotismus schon immer “in the very core of Islam” hineinversetzt worden ist und sich auch im Neoorientalismus erhalten hat: “Crone, Pipes and Gellner have retained exactly those ideas that vitiated classical Orientalism. They too potray Islam as a social entity whose “essential” core is immune to change by historical influence”, (S. 19). Sorgfältig und überzeugend zeigt Sadowski die eigenkulturellen Fixierungen und historischen Verdrängungen neoorientalistischer ‘Beweisführungen’ auf: “Essentialism and the dismissal of Western colonialism and imperialism are commonly paired together, since each makes the other more plausible”, (S. 20); Yahya Sadowski: The new Orientalism and the democracy dedate, in: Middle East Report, July-August 1993, S. 14-21

166 [346]) vgl. Anm. 50

167 [347]) Samuel P. Huntington: American Politics. The promise of disharmony, Cambridge (Mass.)/London 1981, S. 257f (Herv. I.A.) “Gleichzeitig gereichen die so verkündeten demokratischen Formen von Gleichheit und politischer Nichteinmischung gerade jenem zum Vorteil, der mittels dieser Form wirkliche Überlegenheit – die ökonomische – zum vollen Austrag bringen kann”; Dan Diner: Imperialismus, Universalismus, Hegemonie. Zum Verhältnis von Politik und Ökonomie in der Weltgesellschaft, in: Iring Fetscher/Herfried Münkler (Hg.): Politikwissenschaft. Begriffe-Analysen-Theorie, Reinbek bei Hamburg 1985, S. 326-360, hier S. 347; vgl. Seyla Benhabib: Demokratie und Differenz, Betrachtungen über Rationalität, Demokratie und Postmoderne, in: Micha Brumlik/Hauke Brunkhorst (Hg.): Gemeinschaft und Gerechtigkeit, Frankfurt/M. 1993, S. 97-116

168 [348]) “Die gegenwärtige Begegnung und Vermischung der Kulturen hat ihre Wurzeln in der Geschichte der “großen Entdeckungen”, die von Europa aus gemacht wurden, und in den Prozessen der Kolonisierung und Missionierung, die von diesem Kontinent ausgegangen sind, mit allen dazu gehörenden fatalen und grausamen Aspekten”; Heinz Kimmerle: Die Dimension des Interkulturellen. Philosophie in Afrika – afrikanische Philosophie. Zweiter Teil: Supplemente und Verallgemeinerungsschritte, Amsterdam/Atlanta 1994, S. 123

169 [349]) vgl. Anm. 101

170 [350]) Senghaas, Anm. 24, S. 11. Auch die Analyse gegenwärtiger Kulturkonflikte erfolgt nach dem Muster ihrer Inbeziehungsetzung zu früheren Perioden der europäischen Kulturgeschichte. “Das war, im übrigen, im frühen Europa nie anders”, ders.: Die Wirklichkeiten der Kulturkämpfe, in: Leviathan 2/1995, S. 197-212, hier: S. 207

171 [351]) Huntington, Anm. 16, S. 195

172 [352]) Ahlers, Anm. 11, S. 115; zur primordialistischen Theoriebildung in den Kulturwissenschaften vgl. Carola Lentz: Tribalismus und Ethnizität in Afrika – ein Forschungsüberblick, in: Leviathan 1/1995, S. 115-145

173 [353]) Hall, Anm. 106, S. 154

174 [354]) Kimmerle, Anm. 168, S. 114

175 [355]) Huntington, Anm. 16, S. 161

176 [356]) ebenda, S. 165

177 [357]) ebenda, S. 169f

178 [358]) Auch hier wird Spenglers Einfluß erkennbar, wenn dieser seinen “Untergang des Abendlandes” mit den Sätzen beginnt: “In diesem Buche wird zum erstenmal der Versuch gewagt, Geschichte vorauszubestimmen. Es handelt sich darum, das Schicksal einer Kultur, und zwar der einzigen, die heute auf diesem in Vollendung begriffen ist, der westeuropäisch-amerikanischen, in den noch nicht abgelaufenden Stadien zu verfolgen”, Spengler: Anm. 54, Bd. I, S. 3

179 [359]) Huntington: Anm. 16, S. 119 f

180 [360]) vgl. Georges Devereux: Ethnopsychoanalyse, Frankfurt, M. 1978, S. 143

181 [361]) “Eine Nationalgesellschaft, die in sich selbst die Multikulturalität nicht entwickeln kann, ist nicht im Stande, international frei zu kommunizieren”; Kenichi Mishima: Fremdheitsphilosophie im Zeitalter der Internationalisierung, in: Alois Wierlacher (Hg.): Kulturthema Fremdheit. Leitbegriffe und Problemfelder kulturwissenschaftlicher Fremdheitsforschung, München 1993, S. 126

182 [362]) Martin Albrow: The Global Age. State and Society Beyond Modernity, Cambridge 1996, S. 83

183 [363]) “Indessen sind “Multikulturalität” und “Interkulturalität” nicht zwei im strengen Sinn einander ausschließende Begriffe. Es finden sich nahezu in jedem Fall auch multikulturelle Elemente innerhalb einer interkulturellen Situation. Das bezeichnet auch die innere Dynamik dieser Lage”; Kimmerle, Anm. 168, S. 120f. Für Huntington zivilisationistischen Politikbegriff ist die Formel “culture follows power” definitionsbestimmend. Indem die Kulturmerkmale Ethnizität und Religion als grundlegende politische Machtressourcen gedacht werden, verschmelzen Kultur und Macht und im Sinne eines sozio-biologisch imaginierten Nepotismus wird Weltpolitik zu einem (Schicksals-)Kampf zwischen kin- und non-kin-nations.

184 [364]) Huntington, Anm. 16, S. 531

185 [365]) ebenda, S. 528


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