13.03.2023 

Produktivismus forever? Zur Kritik der Arbeitszeitrechnung

Vortrag und Diskussion mit Julian Bierwirth
in der Reihe LeMonADe (Letzter Montag Analyse und Debatte)

Montag 27. März, 19.00 Uhr (Online)

Zoom-Meeting: https://us02web.zoom.us/j/81124568384?pwd=SnZFd2hLbEhIWWJoTUhoMyswUFRpQT09

Meeting-ID: 811 2456 8384
Kenncode: 375601

In jüngster Zeit wird in der politischen Linken wieder verstärkt über gesellschaftliche Alternativen zum Kapitalismus nachgedacht. Dabei geht es nicht nur um die Frage der Vergesellschaftung (von Produktionsmitteln, Infrastruktur etc.) sondern auch darum, wie die sozialen Beziehungen transformiert werden können. In diesem Zusammenhang kam auch die alte Idee wieder auf, die Vermittlung über Ware, Wert und Geld durch eine vermeintlich für alle Beteiligten einsehbare Arbeitszeitrechnung zu ersetzen. Dadurch soll die Transparenz der gesellschaftlichen Beziehungen gewährleistet und eine partizipative Planung der Produktion ermöglicht werden.

Doch diese Vorstellung einer Aufhebung der Warenproduktion bleibt auf halben Wege stehen. Denn sie übersieht, dass der Vermittlung über den Wert immer schon die Vermittlung über die Arbeit und die Umsetzung des Äquivalenzprinzips zugrunde liegt. Diese Vermittlung hat ihrem Wesen nach einen bewusstlosen Charakter. Wenn daher eine sozialistische Gesellschaft auf Arbeit und „Arbeitszeitrechnung“ beruhen soll, bedeutet dies, die kapitalistische Logik in die Zukunft zu verlängern.

Hinzu kommt, dass mit der Zentrierung auf die Arbeit notwendig die Abspaltung bestimmter Bereiche in die Zukunft übertragen wird. Noch immer wird Gesellschaft von der Seite der Produktion her gedacht, der sich alle Fragen nach den reproduktiven Seiten des Sozialen unterordnen müssen. Auch das Problem der Externalisierung von Kosten auf die Natur und den Globalen Süden kann in diesen Konzepten nicht angemessen diskutiert werden, weil sie den verengten, kapitalistischen Begriff des gesellschaftlichen Reichtums ungewollt fortschreiben.

Julian Bierwirth wird in dieser Veranstaltung eine grundlegende Kritik der Arbeitszeitrechnung vorstellen und damit implizit noch einmal die Anforderungen an eine Emanzipationsperspektive darlegen, die sich aus einer konsequenten Kritik der warenförmigen Vergesellschaftung und der Vermittlung über die Arbeit ergibt.