Gegen die autoritäre Wende

Wertkritisches Sommercamp der Gruppe Krisis

Mi. 3. – So. 7. Juli 2024 in Berlin Heiligensee

Der Autoritarismus ist auf dem Vormarsch. Die extreme Rechte wird gesellschaftsfähig und erobert politische Positionen. Zwar hält eine gesellschaftliche Mehrheit vorerst an der liberalen Demokratie fest. Aber der Konsens ist brüchig. Es genügt außerdem nicht, den Status quo zu verteidigen, denn die Krise der kapitalistischen Produktions- und Lebensweise hat ja selbst den Boden bereitet für die autoritäre Wende auf der ganzen Welt. Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Sozialdarwinismus sind keine neuen Phänomene, sondern im Inneren der kapitalistischen Gesellschaft angesiedelt und werden jetzt wieder einmal aktualisiert. Das spiegelt sich auch in der Linken wieder, in der autoritäre Tendenzen um sich greifen und ein als „Antikolonialismus“ maskierter Antisemitismus grassiert.

Demgegenüber brauchen wir Perspektiven einer gesellschaftlichen Transformation, hin zu einer befreiten Gesellschaft in der alle Menschen ein gutes Leben führen und ohne Angst verschieden sein können. Theoretische Reflexion ist auf dem Weg dorthin unentbehrlich. Unser zweites Sommercamp soll die Räume dafür bieten. In Workshops und offenen Gesprächsformaten setzen wir uns kritisch mit den Ursachen der gesellschaftlichen Regression auseinander und fragen nach emanzipativen Auswegen aus der Misere. Aber auch für gemeinsame Freizeitaktivitäten wird es genügend Zeit geben. Das detaillierte Programm findet sich unten.

Eingeladen sind alle, die sich mit den bestehenden Verhältnissen nicht abfinden und ihnen gesellschaftskritisch zu Leibe rücken möchten. Mitzubringen ist nur die Lust auf gemeinsame theoretische Reflexion, kontroverse Debatten und ein selbstorganisiertes Campleben auf dem schönen Zeltlagerplatz Heiligensee bei Berlin.

Das Programm

Mittwoch 3.7.
Vormittag: Anreise (wer möchte, kann schon am Dienstag anreisen)

15.00 Uhr: Gemeinsamer Camp-Beginn: Absprachen zur Camp-Organisation, Vorstellung des Platzes etc.
20.00 Uhr: Abendprogramm mit gegenseitigem Kennenlernen

Donnerstag 4.7.
9.30 – 10.30 Uhr: Camp-Plenum
10.30 – 13.00 Uhr: Was tun wir, wenn wir Theorie machen? Gesprächsrunde über unterschiedliche Zugänge zur Theorie, Geschlechterverhältnisse und Hierarchien in theoretischen Diskussionen. (Plenum mit Gruppenphasen; Moderation: Nele Fuchs und Julian Bierwirth)

16.00 – 18.30 Uhr: Workshops:
a) Ressentiment der Vereinzelung. Libertärer Autoritarismus als neue Form des regressiven Aufbegehrens (Max Sattler)
b) Was ist Antisemitismus? Eine Einführung (Nele Fuchs)
c) Kapitalistische Beziehungsform – Vermittlung über Arbeit und Wert (wertkritischer Grundlagen-Workshop) (Nick Gietinger)

21.00 Uhr: Klassenkampf: Zaubermittel gegen Faschismus? (Vortrag von Lothar Galow-Bergemann mit anschließender Diskussion)
Anschließend Lagerfeuer

Freitag 5.7.
9.30 – 10.30 Uhr: Camp-Plenum
Danach: Open Space/ Freizeit. Hier können in einem offenen Format Themen, Texte und Fragestellungen diskutiert werden, die ihr mitbringt oder die sich auf dem Camp ergeben. Oder ihr geht baden oder macht, was ihr wollt.

16.00 – 18.30 Uhr: Workshops:
a) Kritik der postmodernen Rassismuskritik (Nick Gietinger)
b) Verzerrtes Interesse an rechtem Terror – Der Anschlag in Halle 2019 (Nele Fuchs)
c) Die fundamentale Krise der kapitalistischen Produktions- und Lebensweise (wertkritischer Grundlagen-Workshop) (Norbert Trenkle)

21.00 Uhr: Sind wir auf dem Weg in den Weltbürgerkrieg? Podiumsgespräch in Kooperation mit der Jungle World-Redaktion (mit Jörn Schulz, Nele Fuchs und Ernst Lohoff – Moderation: Norbert Trenkle)
Anschließend Lagerfeuer

Samstag 6.7
9.30 – 10.30 Uhr: Camp-Plenum
10.30 – 13.00 Uhr: Workshops
a) Transfeindlichkeit und Antisemitismus – Das Begehren der hassenden Subjekte (Lara Wenzel)
b) Die autoritäre Versuchung. Das Phantasma individuellen Scheiterns und die Bewältigungsversuche vereinzelter Einzelner (Tom Thümmler)
c) Der Wert und das Andere: Rassismus und Antisemitismus aus wertkritischer Perspektive (wertkritischer Grundlagen-Workshop) (Julian Bierwirth)

16.00 – 18.30 Uhr: Workshops
a) Wessen Zeit? Arbeitszeitkämpfe gestern und heute (Ernst Lohoff)
b) Die Aneignung des Allgemeinen. Vergesellschaftung als Perspektive (Norbert Trenkle)
c) Wird die befreite Gesellschaft Arbeitsstunden verrechnen? Zur Kritik einer falschen Vorstellung (Julian Bierwirth)

21.00 Uhr: World-Cafe zu allen Fragen, die ihr noch gerne diskutieren möchtet.
Anschließend Lagerfeuer

Sonntag 7.7
9.30 – 11.00 Uhr: Feedbackrunde
Danach: Zusammenpacken und Abreise (wer noch etwas Zeit hat, kann uns beim Aufräumen helfen)

Organisatorisches

Das Camp findet auf dem Zeltlagerplatz Heiligensee bei Berlin statt, den ihr mit dem ÖPNV gut erreichen könnt (Infos zur Anfahrt hier) Der Platz liegt mitten im Grünen ganz in der Nähe zu Badeplätzen am Heiligensee. Es gibt ein Gruppenhaus mit Mehrbettzimmern sowie Schlafzelte (jeweils 4 – 6 Personen). Es wird sowohl gemischte, als auch FLINTA-Zimmer und -Zelte geben. Die Workshops, die Mahlzeiten und das allgemeine Camp-Leben finden in Großzelten oder bei gutem Wetter unter freiem Himmel statt. Für die Übernachtung im Gruppenhaus müsst ihr ein dreiteiliges Bettzeug mitbringen, in den Zelten genügt ein Schlafsack.

Das Campleben organisieren wir gemeinsam und führen daher jeden Morgen ein Plenum durch, auf dem wir über alles Nötige sprechen, mögliche Probleme klären und Absprachen über alltägliche Aufgaben (Abwasch, Aufräumen, Einkaufen etc.) treffen können. Wir haben einen Verhaltenskodex und ein Awareness-Konzept erstellt, um einen solidarischen und diskriminierungsfreien Umgang zu gewährleisten. Bei Bedarf kann das Awareness-Team angesprochen werden.

Der reguläre Beitrag für Teilnahme, Verpflegung und Unterbringung beträgt 60 €, der ermäßigte Beitrag liegt bei 40 € (oder weniger, je nach Selbsteinschätzung). Wer nicht soviel Geld hat, kann umsonst teilnehmen. Um das zu ermöglichen bitten wir alle, die finanziell besser dastehen, um einen Solibeitrag von 100 € (oder gerne auch mehr). Wer nicht an allen vier Tagen teilnehmen kann, zahlt anteilsmäßig pro Tag (Richtwert: 15 €/Tag). Auch Tagesgäste können gerne kommen, sollten sich aber möglichst auch anmelden, damit wir besser planen können.

Hier geht es zur Anmeldung. Wenn ihr Fragen habt, schreibt uns an sommercamp@krisis.org.

Das Sommercamp wird veranstaltet von der Gruppe Krisis in Kooperation mit SJD Die Falken, Bezirksverband Braunschweig.

Wir bedanken uns bei der MONOM-Stiftung und der GLS-Treihand für die großzügige Förderung.