
Wertkritisches Sommercamp der Gruppe Krisis
Mo. 24. – So. 30. Juli in Mellnau (Hessen)
Die gesellschaftliche Lage ist düster. Wohnen, Essen und Heizen werden unbezahlbar. Die Klimakrise schreitet voran. Der Krieg ist zurück in Europa. Und die autoritäre Offensive rollt.
Aber wie hängt das alles zusammen? Was hat es mit der kapitalistischen Produktions- und Lebensweise zu tun? Stößt diese an ihre Grenzen oder reorganisiert sie sich nur neu? Ist gesellschaftliche Befreiung überhaupt noch möglich? Und was bedeutet all dies für die Kapitalismuskritik?
In unserem Sommercamp wollen wir diesen Fragen nachgehen. Wir beschäftigen uns mit den Grundstrukturen der Warengesellschaft und ihrem krisenhaften Charakter; wir fragen nach ihrem Zusammenhang mit Rassismus und binärer Geschlechterordnung; wir setzen uns mit dem modernen Naturverhältnis auseinander; und diskutieren über emanzipative Auswege aus der Krise.
Eingeladen sind alle, die sich mit den bestehenden Verhältnissen nicht abfinden und ihnen gesellschaftskritisch zu Leibe rücken möchten. Mitzubringen ist nur die Lust auf gemeinsame theoretische Reflexion und kontroverse Diskussion.
Programm
Das Sommercamp ist Dein Camp!
Ebenso wie das Leben im Camp organisieren wir auch die Inhalte gemeinsam mit Euch. Selbstverständlich haben wir ein Programm vorbereitet, aber wenn es Themen oder Texte gibt, die du schon immer mal mit Leuten diskutieren wolltest, komm gerne im Vorfeld auf uns zu oder bring sie einfach mit zum Camp. An zwei Vormittagen ist ein Open Space vorgesehen, in dem solche Inhalte diskutiert werden können; am Freitagabend ist eine offene Gruppendiskussion geplant, über deren Thema wir zusammen entscheiden. Und wenn du nicht die gesamte Zeit dabei sein kannst, ist es auch möglich, nur für einige Tage zu kommen. Das Programm und die Gruppenaktivitäten sind so gestaltet, dass du jederzeit einsteigen kannst.
Und so sieht unser Programm aus:
Montag
Vormittag bis früher Nachmittag: Anreise und (wer früh kommt) Mittagessen. Danach Kennenlernen und Besprechung zur Camp-Organisation
Abend: Pubquiz und sonstige Unterhaltung.
Dienstag
Vormittag: Was tun wir, wenn wir über Theorie diskutieren? Gesprächsrunde über unterschiedliche Zugänge zur Theorie, Geschlechterverhältnisse und Hierarchien in theoretischen Diskussionen. (Plenum mit Gruppenphasen; Moderation: Nele Fuchs und Julian Bierwirth)
Nachmittag: Workshops zu Grundlagen der Kapitalismuskritik (diese Workshops werden am nächsten Vormittag wiederholt, damit zwei davon besucht werden können).
- Kapitalistische Reichtumsform: Abstrakte Arbeit und historische Dynamik (Nick Gietinger)
- Gesellschaftliche Beziehungsform: Der Wert und das Andere (Julian Bierwirth)
- Krisenlogik und Krisenprozess: Die Grenzen der kapitalistischen Expansion (Norbert Trenkle)
Abend: Gesprächsrunde zur Geschichte der „Wertkritik“. Lara Wenzel interviewt Ernst Lohoff und Norbert Trenkle, danach wird das Gespräch in der Runde fortgesetzt.
Mittwoch
Vormittag: Workshops zu Grundlagen der Kapitalismuskritik (siehe oben)
- Kapitalistische Reichtumsform: Abstrakte Arbeit und historische Dynamik (Nick Gietinger)
- Gesellschaftliche Beziehungsform: Der Wert und das Andere (Julian Bierwirth)
- Krisenlogik und Krisenprozess: Die Grenzen der kapitalistischen Expansion (Norbert Trenkle)
Nachmittag: Workshops
- Abschied vom Menschen? Zur Kritik am New Materialism (Nick Gietinger)
- Kapitalismus als Klassenverhältnis? Geschichte und Zukunft einer alten linken Idee (Julian Bierwirth)
- Ware Wohnen: Zur Politischen Ökonomie des Immobiliensektors (Peter Samol)
Abend: Vortrag: Wie Natur zur Ware wird und welche Konsequenzen das hat (Ernst Lohoff)
Donnerstag
Vormittag: Open Space/ Freizeit. Hier können in einem offenen Format Themen, Texte und Fragestellungen diskutiert werden, die ihr mitbringt oder die sich auf dem Camp ergeben. Oder ihr lasst einfach die Seele baumeln, geht wandern oder macht was ihr wollt.
Nachmittag: Workshops
- Verzerrtes Interesse. Der Anschlag in Halle 2019 (Nele Fuchs)
- Frauen als revolutionäres Subjekt? Feministischer Klassenkampf und die Grenzen der Erfahrung (Lara Wenzel /AK Feminismus)
- Frieren für das Klima? Wie den Konsum kritisieren ohne in Verzichtsideologie zu verfallen (Norbert Trenkle)
Abends: Kino. Wir bringen mehrere Filme zur Auswahl mit.
Freitag
Vormittag: Open Space/ Freizeit (wie oben)
Nachmittag: Workshops
- Notbremsung vor der Naturschranke: Rettende Fortschrittskritik mit Walter Benjamin (Lara Wenzel)
- Fallstricke der Emanzipation. Autoritäres und Regressives in der Linken gestern und heute (Lothar Galow-Bergemann)
- Ambivalenzen der Moderne. Antikapitalismus zwischen rationaler Vergesellschaftung und Vernunftkritik (Julian Bierwirth)
Abend: Fishbowl/ Gruppendiskussion. Über das Thema entscheiden wir gemeinsam im Camp
Samstag
Vormittag: Workshops
- Zukunft jenseits des Marktes (Samia Mohammed)
- Energiekrise und Vergesellschaftung des Energiesektors (Ernst Lohoff)
- Theorie der Beziehungsweisen. Textdiskussion zu Bini Adamczak (Moderation N.N.)
Nachmittag: Moderierte Abschlussdiskussion und -Campreflexion
Abend: Benjamin Blümchen und der Kampf der Klassen. Hörspiel von und mit Lara Wenzel und Matheus Hagedorny

Organisatorisches
Das Camp findet in Mellnau in Hessen statt. Der Zeltplatz liegt an der Simtshäuser Straße am Dorfrand von Mellnau im Burgwald (hier mehr Infos zum Platz).
Anreise per Bahn bis zum Bahnhof Wetter (Hessen). Von dort gibt es einen Shuttleservice zum Zeltplatz.
Der Platz liegt mitten im Grünen und ist mit Schlafzelten ausgestattet, in denen jeweils 4-6 Personen bequem Platz finden. Mitbringen musst du zum Übernachten lediglich eine Isomatte sowie einen Schlafsack. Es wird sowohl gemischte, als auch FLINTA-Zelte geben. Die Workshops, die Mahlzeiten und das allgemeine Camp-Leben finden in Großzelten oder bei gutem Wetter unter freiem Himmel statt. Die Sanitäranlagen sind in einem festen Gebäude untergebracht, sodass wir hier auf keine Annehmlichkeiten verzichten müssen.
Die Kosten für die Teilnahme, Verpflegung und Unterbringung betragen 60 €. Sollte dich das vor Schwierigkeiten stellen, wende dich an sommercamp@krisis.org für eine teilweise oder vollständige Ermäßigung.
Wir teilen uns den Platz mit den Falken Köln, die zeitgleich auf dem Platz ihr Sommerzeltlager mit Kindern und Jugendlichen durchführen. Die Campstrukturen nutzen und erhalten wir also alle gemeinsam. Die Reproduktionstätigkeiten (Abwasch, Reinigung der Sanitäranlagen) teilen wir solidarisch untereinander auf. Die Organisation und Zubereitung der Mahlzeiten übernehmen die Falken, wobei wir sie täglich mit einer Handvoll Freiwilligen unterstützen.
Wenn wir uns nicht gerade die Köpfe heiß reden und die Münder fusselig diskutieren, bietet der Platz zahlreiche Möglichkeiten für “antikapitalistische Naturverhältnisse”. Wir können ausgedehnte theoriegeleitete Spaziergänge unternehmen, wertkritisch wandern gehen oder unser Recht auf Faulheit in unserer gemeinschaftlichen Hängematteninsel genießen. Möglichkeiten für touristische Aktivitäten, Einkäufe oder einen Sprung ins kalte Nass gibt es fußläufig leider nicht. Für die anstrengende Theoriearbeit des Tages können wir uns abends am Lagerfeuer alle zusammen mit einem kühlen Getränk belohnen und vielleicht bringt ja sogar jemand eine Gitarre mit. Außerdem gibt haben wir auch Filme für einen gemeinsamen Kinoabend dabei und am Samstag wird es eine szenische Lesung geben.
Das Krisis-Sommercamp wird veranstaltet vom Förderverein Krisis e.V. in Kooperation mit dem Falken Bezirksverband Braunschweig – Göttingen – Wolfsburg.
Wir bedanken uns beim GLS Treuhand e.V. für die finanzielle Unterstützung.